AT&T baut GSM-Mobilfunknetz

Als einer der Ersten der großen Mobilfunkkonzerne in den USA will AT&T Wireless ein Netz nach dem europäischem GSM-Standard einführen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Als einer der Ersten der großen Mobilfunkkonzerne in den USA will AT&T Wireless ein Netz nach dem europäischem GSM-Standard einführen. Bislang arbeiten die meisten Mobilfunknetze in den USA nach TDMA- und CDPD-Verfahren. Zwar gibt es einige GSM-Anbieter in den USA, die aber in der Regel kein flächendeckendes Netz anzubieten haben. Dazu gehört auch die Gesellschaft Voicestream, deren Übernahme durch die Telekom noch ansteht. Allerdings arbeiten GSM-Netze in den USA auf dem Frequenzband 1900 MHz, während europäische Installationen auf den Bändern 900 und 1800 MHz funken.

Nach dem Einstieg des japanischen Konzerns NTT DoCoMo bei AT&T Wireless will die Mobilfunktochter von AT&T nun Anfang nächsten Jahres mit der Einführung von GSM in ihrem US-weiten Netz beginnen. Dabei will AT&T gleich GPRS mit etablieren, um schnellere Datentransfers über Mobilfunk zu ermöglichen. Ende 2001 will der Konzern dann auch EDGE (Enhanced Data rates for GSM Evolution) einführen, eine Erweiterung des GPRS-Standards mit höheren Durchsatzraten pro Slot bis zu einer maximalen Leistung von 384 kBit/s. UMTS soll dann bereits im Jahr 2002 folgen – sobald "Equipment und Endgeräte verfügbar sind", wie AT&T erklärt. Für ein UMTS-Netz müsse man zudem nicht auf die Versteigerung der zusätzlichen Frequenz-Lizenzen in den USA warten, da man bereits in mehr als 70 der 100 größten US-Mobilfunkmärkte Lizenzen für Frequenzen habe, die den Betrieb von UMTS ermöglichten, hieß es bei AT&T.

Die existierenden Mobilfunknetze von AT&T, die mit TDMA (Time Division Multiple Access) und CDPD (Cellular Digital Packet Data) arbeiten, sollen aber bestehen bleiben und nach Bedarf weiter ausgebaut werden. Für den Aufbau des GSM-Netzes hat sich AT&T Wireless Ericsson und Nokia ins Boot geholt: Als erstes GPRS/GSM-Handy will der Konzern das R520 von Ericsson anbieten, das mit allen Frequenzbändern für GSM (900, 1800 und 1900 MHz) arbeiten kann. Sowohl Nokia als auch Ericsson sollen zudem die Infrastruktur für das Mobilfunknetz liefern.

Damit bekommt die Deutsche Telekom einen stärkeren Konkurrenten in den USA als ursprünglich erwartet. Zwar ist Voicestream nicht der einzige GSM-Anbieter in den USA, die Technik war aber eines der Hauptargumente, warum die Gesellschaft für die Telekom so interessant war. Sie bedeutete den Einstieg in den amerikanischen Mobilfunkmarkt, und zwar in einem Bereich, der noch nicht von den Großkonzernen dominiert wurde. Die Telekom gibt sich bislang aber gelassen: Ein weiterer GSM-Netzbetreiber werde der Voicestream-Kampagne Rückenwind geben, erklärte ein Unternehmenssprecher gegenüber dem Handelsblatt. Voicestream habe darüber hinaus den Vorteil, im Unterschied zu AT&T bereits ein funktionsfähiges Netz zu betreiben. Allerdings ist die eigene Netzabdeckung von Voicestream in den USA noch nicht besonders groß; mit einigen anderen GSM-Netzbetreibern hat die Gesellschaft allerdings Roaming-Abkommen und kann ihren Kunden bei entsprechender Handy-Ausstattung auch die Nutzung der normalen Mobilfunknetze anderer US-Anbieter ermöglichen. (jk)