Abgas-Betrug: Ex-Audi-Chef Stadler will gestehen​

Die Aufarbeitung des Betrugs von Volkswagen kommt einen großen Schritt voran. Nach langem Zögern will Ex-Audi-Chef Stadler ein Geständnis ablegen.​

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Volkswagen hat viel zum Aufstieg des Dieselmotors beigetragen - und seinen Sturz eingeläutet.

(Bild: Florian Pillau)

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Es war der Skandal, der dem eigentlichen Skandal folgte: 2015 wurde die Manipulation von Abgaswerten bei Volkswagen publik. Trotz aller Bekenntnisse, reinen Tisch zu machen, ging der Betrug mindestens bis 2018 bei Audi weiter. Man war sich in Ingolstadt sicher, nicht erwischt zu werden – und lag falsch. Für den damaligen Audi-Chef Rupert Stadler hatte das schwerwiegende Folgen, denn er saß dafür in Haft. Nach jahrelangem Beteuern der Unschuld will er nun ein Geständnis ablegen und seinen Anteil am Betrug aufdecken.

Stadler stimme dem Verständigungsvorschlag des Gerichts zu, sagte sein Verteidiger Thilo Pfordte vor dem Landgericht München. Die Wirtschaftsstrafkammer hatte Stadler bei einem umfassenden Geständnis und Zahlung von 1,1 Millionen Euro eine Bewährungsstrafe in Aussicht gestellt. Auch die Staatsanwaltschaft stimmte dem Vorschlag des Gerichts zu. Damit sei eine Verständigung zustande gekommen, stellte der Vorsitzende Richter Stefan Weickert fest. Das Geständnis will Stadler dem Gericht in zwei Wochen vortragen, wie sein Verteidiger sagte. Das Urteil sei nicht vor Pfingsten zu erwarten, sagte Weickert.

Stadler hatte jahrelang seine Unschuld beteuert und war davon auch in dem seit zweieinhalb Jahren laufenden Prozess nicht abgerückt. Nach vorläufiger Einschätzung der Wirtschaftsstrafkammer dürfte er spätestens im Juli 2016 erkannt haben, dass die Abgaswerte manipuliert gewesen sein könnten. Statt der Sache auf den Grund zu gehen und die Handelspartner zu informieren, habe er den Verkauf der Autos jedoch bis Anfang 2018 weiterlaufen lassen.

Daher komme für ihn eine Freiheitsstrafe wegen Betruges durch Unterlassen in Betracht, bei einem umfassenden Geständnis und Zahlung von 1,1 Millionen Euro auch auf Bewährung. Nach der Verständigung will das Gericht Stadler zu einer Freiheitsstrafe zwischen eineinhalb und zwei Jahren verurteilen. Die Bewährungszeit betrage dann drei Jahre, kündigte Weickert an. Die Geldstrafe sei an gemeinnützige Einrichtungen zu zahlen.

Der ehemalige Chef der Audi-Motorenentwicklung, Wolfgang Hatz, und zwei seiner leitenden Ingenieure hatten bereits gestanden, dass sie die Ausgestaltung der Motor-Software veranlasst hatten. Mit unzulässigen Abschalteinrichtungen hielten die Autos die Stickoxid-Grenzwerte zwar auf dem Prüfstand ein, aber nicht auf der Straße. So wollten sich Audi unter anderem den nachträglichen Einbau größerer Adblue-Tanks für die Abgasnachbehandlung sparen, nachdem sie sich zuvor verrechnet hatten.

Rupert Stadler war 2007 Chef von Audi geworden, als Nachfolger von Martin Winterkorn, der damals an die Konzernspitze von Volkswagen wechselte. Ab Juni 2018 saß Stadler wegen Verdunkelungsgefahr vier Monate lang in Augsburg in Untersuchungshaft, bis zu seinem Rücktritt als Audi-Chef und Volkswagen-Vorstandsmitglied. Mit dem Volkswagen-Konzern hatte er bereits einen zivilrechtlichen Vergleich geschlossen und wegen Pflichtverletzung 4,1 Millionen Euro an seinen früheren Arbeitgeber gezahlt. Das Verfahren gegen drei Mitangeklagte wurde im April 2023 eingestellt.

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(mfz)