Abgas-Skandal: Staatsanwaltschaft weitet Ermittlungen gegen VW-Manager aus

Statt 21 werden nun 37 verantwortliche VW-Mitarbeiter des Betrugs beschuldigt. Der ehemalige VW-Chef könnte früher als von ihm bisher dargestellt von den Software-Manipulationen gewusst haben, teilt die Staatsanwaltschaft Braunschweig mit.

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Abgas-Skandal: Staatsanwaltschaft weitet Ermittlungen gegen VW-Manager aus

Martin Winterkorn trat im September 2015 zurück. Nun hat die Staatsanwaltschaft Braunschweig anscheinend ein paar wichtige Anhaltspunkte gefunden.

(Bild: dpa)

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Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat die Ermittlungen im Zuge des Skandals um manipulierte Abgaswerte von Diesel-Fahrzeugen ausgeweitet. Die Zahl der Beschuldigten sei von bisher 21 auf 37 verantwortliche Mitarbeiter angestiegen, teilte die Behörde mit. Ihnen wirft die Staatsanwaltschaft Betrug und strafbare Werbung vor.

Unter den Beschuldigten ist auch der ehemalige VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn, gegen den in Braunschweig seit Ende September 2016 ermittelt wird. Nach den bisherigen Ermittlungen, insbesondere durch Zeugen- und Beschuldigten-Vernehmungen hätten sich "zureichende tatsächliche Anhaltspunkte dafür ergeben", dass Winterkorn "früher als von ihm öffentlich behauptet Kenntnis von der manipulierenden Software und deren Wirkung gehabt haben könnte".

Bei den Ermittlungen sind laut Staatsanwaltschaft diese Woche insgesamt 28 Privat- und Diensträume vor allem in Wolfsburg, Gifhorn und Braunschweig durchsucht worden. Ergebnisse der Razzien könnten derzeit nicht mitgeteilt werden, das sichergestellte Material werde voraussichtlich über mehrere Wochen hin ausgewertet werden.

Update 27.1.17, 14.34 Uhr: Winterkorn bleibt bei seiner Darstellung, bis zum Bekanntwerden des Diesel-Skandals im September 2015 von illegalen Abgas-Manipulationen nichts gewusst zu haben. Er habe die Einleitung eines weiteren Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Braunschweig "zur Kenntnis genommen", teilten seine Anwälte am Freitag auf dpa-Anfrage mit. Er werde sich hierzu gegenüber den Ermittlungsbehörden äußern, sobald er die ihn "angeblich belastenden Umstände" – Aussagen und Dokumente – genauer kenne.

Weiter hieß es in der Stellungnahme der Anwälte, gegenwärtig bleibe es bei dem, was Winterkorn vor dem Abgas-Untersuchungssausschuss des Bundestages vor gut einer Woche erklärt habe. Winterkorn hatte vor dem Ausschuss abgestritten, bis zum Bekanntwerden des Diesel-Skandals im September 2015 von illegalen Abgas-Manipulationen bei dem Autobauer gewusst zu haben.

Chronologie des Abgas-Skandals (78 Bilder)

Mitte September 2015:  Die US-Umweltschutzbehörde EPA beschuldigt den Volkswagen-Konzern, Diesel-PKWs der Baujahre 2009 bis 2015 mit einer Software ausgestattet zu haben, die die Prüfungen auf US-amerikanische Umweltbestimmungen austrickst. Zu ähnlichen Untersuchungsergebnissen ist auch das California Air Resources Board (CARB) gekommen. Beide Behörden schicken Beschwerden an VW. (Im Bild: Zentrale der EPA in Washington D.C.)
(Bild: EPA
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(anw)