Aldi bringt Celeron-PC für 799 Euro

Deutlich billiger als sonst will Aldi sein aktuelles PC-Angebot verkaufen: 799 Euro kostet der Medion-Rechner mit Celeron-Prozessor. Aldi scheint den in den USA etablierten "Back-to-School"-Termin auch in Deutschland testen zu wollen.

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Deutlich billiger als sonst will Aldi sein aktuelles PC-Angebot verkaufen: 799 Euro kostet der Medion-Rechner mit Celeron-Prozessor, der ab Mittwoch beziehungsweise Donnerstag zu haben sein wird. Mit dem Multimedia Home Entertainment Design Center Titanium MD8030 XL weicht das erfolgreiche Medion/Aldi-Team in mehrfacher Hinsicht vom bisherigen Schema ab: Dank günstigerem Celeron-Prozessor und abgespeckter Ausstattung ist der Rechner billiger, aber auch weniger leistungsstark als bisherige Offerten. Außerdem erscheint der neuer Aldi-PC zu ungewohnter Zeit, nämlich in den umsatzschwachen Sommermonaten -- man hatte sich in der Vergangenheit schon an die Aldi-Termine kurz vor Weihnachten und im März gewöhnt -- im März war fast dieselbe Konfiguration wie zuvor meist etwas günstiger zu haben.

Mit dem aktuellen Angebot scheint Aldi den in den USA seit Jahren etablierten "Back-to-School"-Termin auch in Deutschland testen zu wollen: Während der Sommerferien bringen die in den USA marktführenden PC-Großfirmen jeweils einige kostengünstige PC-Angebote heraus, die speziell auf Schüler zielen. Bei der Aldi-Südkette, wo der Titanium MD8030 XL ab Donnerstag zu haben ist, zeigt sich diese Intention recht deutlich: Die PC-Kartons dürften dort zwischen zahlreichen anderen Schüler-Angeboten wie Globen, Wörterbüchern, Lern-Software und Geo-Dreiecken stehen. Bei Aldi-Nord ist der in einer (mit kleineren Trennungsfehlern und etwas monotoner Hintergrundmusik verzierten) Flash-Animation von Medion beschriebene Computer bereits übermorgen (Mittwoch) zu haben.

Außer am Prozessor (Intel Celeron D 335 mit FSB533 und "echten" 2,8 GHz) hat Aldi vor allem an der TV-Karte gespart: diese fehlt ganz, und damit entfällt auch der analoge TV-Eingang sowie die Fernbedienung. Auch Tastatur und Maus sind nicht drahtlos, sondern über PS/2-Ports angebunden.

Bei der Grafikkarte kommt anscheinend dasselbe Spezialmodell namens "ATI Radeon 9800 XL" zum Einsatz, das schon beim Weihnachts-Angebot für ordentliche Leistungen bei 3D-Spielen sorgte, dessen Chip aber auf dem ATI-Webserver nicht aufgeführt wird. Zwei analoge Monitoranschlüsse sind vorhanden, DVI-Ports fehlen. Höchstwahrscheinlich (das ist nicht explizit beschrieben) sind deshalb auch die beiden gleichzeitig angebotenen LCD-Monitore mit 17 (359 Euro) beziehungsweise 19 Zoll (499 Euro) Bilddiagonale nicht mit digitalen Eingängen ausgestattet.

Der Titanium MD8030 XL kommt mit 512 MByte Speicher. Bei der Beschreibung der RAM-Geschwindigkeit gerät Medion etwas ins Schleudern: Es soll sich um "DDR 400 MHz 64 Bit dual channel memory" handeln, "1 Bank" sei frei zur Aufrüstung. Gemeint ist wohl, dass zwei PC3200-DIMMs (aus DDR400-Chips) mit jeweils 256 MByte Kapazität auf dem Mainboard stecken und noch zwei weitere Steckplätze frei sind. Zweikanaliger PC3200-Speicher nutzt allerdings dem verwendeten Prozessor wenig, auch wenn der Celeron D mit FSB533 (statt wie die älteren Celerons mit FSB400) arbeitet: Diese Schnittstelle überträgt bei 133 MHz Grund-Taktfrequenz maximal 4,3 GByte/s an Daten, dafür würde zweikanaliger PC2100-Speicher (DDR266) ausreichen. Falls ein Intel-Chipsatz zum Einsatz kommt (diesen nennt Aldi leider nicht), dürfte der Speicher nicht einmal mit 200 MHz arbeiten -- diese Taktfrequenzkombination zwischen Frontsidebus und RAM sehen die meisten Intel-Chipsätze nicht vor.

Die Festplatte ist ein 160-GByte-Modell von Seagate mit 7200 Touren. Zwei optische Laufwerke sind eingebaut: Ein 16X-DVD-ROM-Leser und ein etwas älteres Multiformat-Brenner-Modell von Pioneer, das maximal 4X-Brenngeschwindigkeit bei DVD+R und DVD-R erreicht. Insgesamt sieben USB-2.0-Ports (3 vorne, 4 hinten) sowie zwei FireWire-Buchsen (1 vorne, 1 hinten) und ein Speicherkarten-Lesegerät sind ebenso vorhanden wie ein analoges Modem und ein 100-MBit-Netzwerkanschluss. Der 5.1-Soundchip stellt auch digitale Ein- und Ausgänge in optischer und elektrischer Ausführung bereit.

Das Softwarepaket ist recht umfangreich, außer Windows XP in der Home-Edition (Service Pack 1, OEM-Version mit Recovery-CD) gibt es noch das Microsoft-Einsteigerpaket Works Suite (Word, Works 7.0, Picture It!, Encarta 2004, AutoRoute 2004) sowie OEM-Versionen von CyberLink Power Director, Power Producer und Power DVD, der MP3-Software Musicmatch, des Brennprogramms Nero Burning ROM 6 sowie der Transcoding-Software Nero Recode 2 SE, dazu den obligatorischen Virenscanner (von eTrust).

Das AIR-XL-System soll für leise Kühlung des Rechners sorgen, erwies sich bei den letzten damit ausgestatteten Medion-Systemen aber nur als mäßig wirksam: Zwar sind viele preiswerte PCs deutlich lauter, aber vor allem in der Nähe der linken Gehäuseseite, wo die Ansaugöffnung des CPU-Kühlers sitzt, sind vernehmliche Geräusche zu hören. Der in 90-Nanometer-Technik gefertigte Celeron D dürfte zwar deutlich langsamer arbeiten als der 3-GHz-Pentium-4 des letzten Aldi-PC, lässt in Bezug auf die Kühlung jedoch keine wesentliche Entlastung erwarten, denn er benötigt unter Volllast nur 9 Watt weniger Leistung (73 statt 82 Watt) und zieht im unbelasteten Zustand höhere Leckströme (bis zu 40 Ampere im Idle-Modus nennt das Datenblatt, in der Praxis liegen die Werte allerdings meist niedriger). Aldis letztes Weihnachts-Angebot (Titanium MD8080 XL) erreichte schon im "On-Idle"-Modus (ruhender Windows-Desktop) 93 Watt Leistungsaufnahme und unter Volllast 190 Watt. Um diese Energiemenge ausreichend schnell zu entsorgen, ist eine kräftige Durchlüftung des Rechners nötig. (ciw)