IFA

Alle Hoffnungen der Branche ruhen auf DVD und MHP

Die multimediale Welt zu Hause wird digital, schnurlos und vor allem mobil: Das ist die Hoffnung, die die Branche mit dem Blick auf neue lukrative Einnahmequellen auf der IFA umtreibt.

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  • dpa

Die multimediale Welt zu Hause wird zunehmend digital, schnurlos und vor allem mobil: Das ist zumindest die Hoffnung, die die Branche mit dem Blick auf neue lukrative Einnahmequellen auf der Internationalen Funk-Ausstellung umtreibt. Multitalentierte Computer für die Hosentasche, Internet von überall und immer flachere TV-Geräte sollen den Absatz ankurbeln. Hoffnungsträger der weltweiten Branche der Unterhaltung- und Kommunikationselektronik ist aber die Digital Versatile Disk (DVD). Für das Medium – auf der IFA werden die ersten Recorder gezeigt – wird auch in den nächsten Monaten mit einer anhaltend hohen Nachfrage gerechnet.

Das Thema digitales Fernsehen ist auf einer IFA nicht zum ersten Mal in der Diskussion, doch ein Erfolgsmodell ist es in Deutschland bislang nicht geworden. Konkurrierende und nicht kompatible Systeme behinderten die Durchsetzung. Das soll sich mit dem neuen europäischen Einheitsstandard Multimedia Home Platform (MHP) ändern. Sendeanstalten, Dienste- und Programmanbieter und auch die Endgeräteindustrie zeigten sich optimistisch, dass der Neustart gelingt. "MHP ist ein offenes System und damit zukunftssicher", urteilte Simone Emmelius vom ZDF, das wie andere Fernsehveranstalter auf der IFA auch erste interaktive Anwendungen vorstellt. Ob's dieses Mal mit dem interaktiven, digitalen "Überall-Fernsehen" klappt? Man darf gespannt sein ...

Die Bundesregierung und die Branche der Unterhaltungselektronik erhoffen sich von der bis 2. September dauernden IFA ein Aufbruchsignal für die schwächelnde deutsche Wirtschaft. Die außergewöhnlich guten Wachstumsaussichten für Produkte, die die Informationstechnik, die Telekommunikation und den Rundfunk vereinen, mache zuversichtlich, hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder zur Eröffnung der IFA am Freitag gesagt. Er setze auf ein "Signal für Zuversicht, Kreativität und die Kraft deutschen Erfindergeistes". Die deutschen Branche erwartet in diesem Jahr nach einem eher schwachen Jahresbeginn ein Umsatzplus von einem Prozent auf 20,45 Milliarden Euro.

Sony rechnet bis 2002 weltweit mit rund 100 Millionen verkaufter DVDs. "Die DVD ist die Killer-Applikation", sagte Masakaru Sonoda, Chef der Sony-Homevideo-Sparte. In Deutschland stehen laut DVD- Arbeitgemeinschaft Ende des Jahres 2,8 Millionen DVD-Player in den Haushalten. Ende 2002 sollen es fünf Millionen sein. Der Elektronikkonzern Pioneer sieht für DVD-Player in diesem Jahr ein Marktvolumen von 25 Millionen Geräten. Von der Digitaltechnik erwartet das Unternehmen eine radikale Änderung der Marktstrukturen. Die traditionellen Märkte der Videorecorder, Großbildschirme, Projektions-Fernsehen und CD-ROM-Laufwerke werden in den nächsten fünf Jahren zurückgehen, lautet die Prognose. Der immer schnellere Übergang vom analogen in das digitalen Zeitalter erfordere laut Panasonic von allen Unternehmen eine wachsende Zusammenarbeit.

RTL beispielsweise stellte denn auch eine interaktive TV-Plattform für das Fernsehen der Zukunft vor. In der bislang höchsten Ausbaustufe, die eine entsprechende Aufrüstung des Kabelnetzes für Breitband-Anwendungen einschließlich des Rückkanals erfordert, erhalten die Nutzer ein komplettes Medienangebot rund um das Fernsehen. Bei dieser Form des Fernsehens können E-Mails und SMS verschickt werden sowie programmbezogene interaktive Anwendungen wie etwa das zeitgleiche Mitspielen bei der populären Quiz-Show "Wer wird Millionär?" genutzt werden. Die Abfrage der Musikcharts etwa kann mit der sofortigen Bestellung der CD verbunden werden.

Bei hochsommerlichen Temperaturen haben nach Angaben der Messe Berlin rund 85.000 Menschen am Eröffnungswochenende die IFA besucht. Dies entspreche dem Besuch auf der letzten IFA vor zwei Jahren. Neben der kühlen Technikwelt mit zahlreichen Neuheiten waren auch Lichter- und Spielshows sowie die Auftritte der Stars und Sternchen aus Film und Fernsehen Anziehungspunkte. (dpa) / (jk)