Amazon Alexa: Alle Sprachaufnahmen sollen in die Cloud und ausgewertet werden
Amazon hat Echo-Nutzer darauf hingewiesen, dass sie Alexa-Anfragen nicht mehr lokal verarbeiten können. Sprachaufzeichnungen landen standardmäßig in der Cloud.

(Bild: Shutterstock.com/Yasin Hasan)
Amazon bestätigt Befürchtungen von Experten, dass der US-Konzern gerade mit dem Start seines neuen digitalen Assistenzsystems Alexa+ Einbußen beim Schutz der Privatsphäre der Nutzer zumindest in Kauf nimmt. Das Unternehmen teilte Kunden am Freitag per E-Mail mit: Nutzer der smarten Lautsprecher Echo könnten diese vom 28. März 2025 an nicht mehr so einstellen, dass sie Alexa-Anfragen lokal verarbeiten. Das bedeutet: Aufzeichnungen aller Sprachbefehle, die sich über Echo-Lautsprecher und Smart Displays an Alexa richten, werden automatisch an Amazon gesendet und in dessen Cloud-Dienst AWS verarbeitet sowie analysiert.
Der Hyperscaler habe die Mail offenbar gezielt an User geschickt, die aktuell noch die Einstellung "Keine Sprachaufzeichnungen senden" auf ihren Echo-Geräten aktiviert haben, berichtet das Magazin Ars Technica. Die Begründung dafür lautet demnach: "Da wir die Fähigkeiten von Alexa mit generativen KI-Funktionen erweitern, die auf der Rechenleistung der sicheren Cloud von Amazon basieren, haben wir beschlossen, diese Funktion nicht mehr zu unterstützen." Alexa+ basiert auf mehreren großen Sprachmodellen wie der Eigenentwicklung Nova sowie Claude von Anthropic. An dieser KI-Firma ist Amazon beteiligt. Der gepimpte Assistent soll so menschliche Sprache deutlich besser verstehen können und genauso einfach bedienbar sein wie die Bots ChatGPT von OpenAI oder Google Gemini.
Amazon bewirbt Alexa+ auch mit der Fähigkeit, besser zu erkennen, wer mit dem System spricht ("Voice ID"). Damit kann der Assistent etwa bezogen auf unterschiedliche Nutzer Kalenderereignisse, Erinnerungen und Musikvorlieben verwalten. Amazon ließ bereits zuvor durchblicken: "Wenn Sie sich dafür entscheiden, keine Sprachaufzeichnungen zu speichern, funktioniert Voice ID möglicherweise nicht." Nun besteht Gewissheit darüber, dass dieses Feature ohne Cloud-Zugang nicht anwendbar ist.
Schon mancher Fehltritt mit Alexa-Aufzeichnungen
Forscher monieren seit Längerem, dass zusammen mit Alexa der Roboter-Staubsauger Roomba und die smarte Türklingel Ring Amazons Augen und Ohren bildeten, die der Überwachung ganzer Bezirke in "Smart Cities" dienten. Der Konzern hat sich auch schon manchen Fehltritt mit Sprachaufzeichnungen erlaubt. 2023 willigte Amazon ein, zivilrechtliche Strafen in Höhe von 25 Millionen US-Dollar zu zahlen. Das Unternehmen hatte Aufnahmen über die Interaktionen von Kindern mit Alexa auf Dauer gespeichert. Der Echo-Hersteller erlaubt es seinen Mitarbeitern ferner, Alexa-Sprachaufzeichnungen anzuhören. Das soll ein besseres Training des Systems ermöglichen. Alexa-Aufnahmen werden zudem in den USA in Strafprozessen genutzt. Auch hierzulande gibt es Forderungen, dass Ermittler Zugriff auf den Assistenten haben sollten.
Amazon betonte nun in der E-Mail, dass Alexa-Anfragen der User "nach der Verarbeitung" standardmäßig gelöscht würden. Befehle "werden bei der Übertragung an die sichere Cloud von Amazon immer verschlüsselt", heißt es weiter. Die Rechnerwolken seien "mit mehreren Sicherheitsmaßnahmen ausgestattet", um personenbezogene Informationen zu schützen. Kunden könnten zudem weiterhin diverse Datenschutzeinstellungen online über das Alexa-Privacy-Dashboard vornehmen.
Ein Amazon-Sprecher erklärte gegenüber heise online: "Das Alexa-Erlebnis soll die Privatsphäre unserer Kunden schützen." Nutzer könnten nach wie vor aus einer Reihe robuster Tools und Steuerelemente wählen, einschließlich der Option, ihre Sprachaufzeichnungen überhaupt nicht zu speichern. Datenschutzfunktionen würden weiterentwickelt. Die Opt-in-Funktion "Keine Sprachaufzeichnungen senden" gebe es in den Echo-Dot-Geräten der 4. Generation sowie in Echo Show 10- und 15-Lautsprechern. Sie sei nur für Kunden in den USA verfügbar gewesen, deren Geräte auf Englisch eingestellt waren.
(nie)