Amazon.com will bei ARM einsteigen

In Amazons AWS-Servern stecken Prozessoren auf ARM-Basis. Doch ARM will die Lizenzen verteuern. Eine Beteiligung könnte das abfedern.​

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7 Arme strecken je ein Smartphone in die Höhe

Auf ARM-Designs basieren die Prozessoren, die die meisten Smartphones antreiben.

(Bild: Morocko/Shutterstock.com)

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Softbank braucht Geld und möchte den Prozessorentwickler ARM an die Börse bringen. Nun schickt sich Amazon.com an, sich noch vor dem öffentlichen Börsenhandel ein großes Aktienpaket zu sichern. Das berichtet Reuters unter Berufung auf Eingeweihte. ARM entwickelt Prozessordesigns, stellt die Chips aber nicht selbst her, sondern überlässt das Dritten. Außerdem lizenziert es seine Designs an Dritte, die diese dann weiterentwickeln und an eigene Wünsche anpassen dürfen.

Wie weit die Verhandlungen mit Amazon fortgeschritten sind, oder welchen Anteil es sich an ARM sichern möchte, ist nicht bekannt. Die beteiligten Firmen haben sich laut Bericht zu dem Gerücht nicht geäußert. Amazon nutzt für seine Cloudsparte AWS (Amazon Web Services) selbst entwickelte Prozessoren namens Graviton, die auf ARM-Designs fußen. Ein namhafter Anteil an ARM könnte Amazon vor üblen Lizenzforderungen ARMs schützen. Der Prozessorentwickler versucht, seine Lizenzgebühren deutlich zu steigern. Zu diesen Bemühungen gehört auch, dass ARM einen seiner größten Kunden verklagt hat: Qualcomm. ARM beschuldigt Qualcomm, ohne gültige Lizenz ARM-Prozessoren zu entwickeln. Dabei hat Qualcomm eine Lizenz – aber vielleicht nicht mehr die richtige.

Ende April hat ARM seinen Antrag auf einen Börsengang in den USA gestellt. Vielleicht schon im September soll ARMs Börsengang zu den größten der Tech-Geschichte werden. Eigentümer Softbank hofft auf eine Firmenbewertung von 60 bis 70 Milliarden US-Dollar, Manager sollen sogar von 80 Milliarden träumen. Schon die untere Spanne wäre eine Verdoppelung: 2017 hat Softbank ARM für 30 Milliarden Dollar gekauft.

Drei Jahre später verkaufte Softbank ARM für knapp 40 Milliarden Dollar an Nvidia. Jedoch war die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Nicht nur Wettbewerbsbehörden in mehreren Ländern stemmte sich gegen die Fusion, auch wichtige Kunden waren strikt dagegen. 2022 blies Nvidia die ARM-Übernahme mit einem Milliardenverlust ab.

Daher strebt Softbank jetzt einen (Teil)Verkauf über die Börse an. Das ist eine Gelegenheit für Nvidia für einen zweiten Anlauf auf ARM. Auch Nvidia möchte sich im Vorfeld des Börsengangs ein Aktienpaket sichern, doch lagen die Wertvorstellungen im Juli noch weit auseinander. Intel wird ebenfalls gesteigertes Interesse nachgesagt.

(ds)