Amazon-Händler müssen bald auch Sperrgut bei Rückgabe abholen lassen

Gut für Kunden, für Händler zuerst teurer: Sperrgut muss nach Bestellung bei Amazon als Retoure auch von Marketplace-Anbietern abgeholt werden.

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Ein dunkelgrauer Amazon-Lieferwagen mit Aufdruck "Prime" steht auf einem Grasstreifen, dahinter Wohngebäude

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Nico Ernst

Am 30. Oktober ändert Amazon in einigen europäischen Ländern die Bedingungen für Händler, nach denen sie Rückgaben von Sperrgut abwickeln müssen. Für Waren, die über die deutschen, französischen, italienischen und spanischen Stores verkauft wurden und über 31,5 Kilogramm wiegen oder samt Verpackung an der längsten Seite 175 Zentimeter und mehr messen, muss der Verkäufer eine Abholung anbieten. Diese Verpflichtung, die auch die Marketplace-Anbieter betrifft, gab es bisher nicht.

Die Händler müssen den Käufern nicht nur eine Abholung an deren Haustür anbieten – und nicht nur, wie oft bei Sperrgut "ab Bordsteinkante" –, sondern auch ein Rücksendeetikett. Sie können ihren Kunden jedoch auch vorschlagen, eine "teilweise Erstattung oder Ersatzlieferung" anzunehmen. Wenn ein Käufer das annimmt, müssen der Verkäufer für den Ersatz eine Sendungsverfolgung ermöglichen. In seiner Mitteilung an die Händler weist Amazon gleich darauf hin, dass diese die Verträge mit Versanddienstleistern auf die neue Pflicht zur Abholung prüfen sollten.

Zur Zielsetzung der Änderungen schreibt Amazon nur, dass man Kunden ein "einheitliches Rücksendeerlebnis" bieten wolle, weil die Pflicht zur Abholoption auch schon für kleinere Waren gelte, die mit "Versand durch Amazon" und "Seller Flex" verkauft wurden. Letzteres ist ein Programm, mit dem Händler Sperrgut direkt aus ihrem Lager verkaufen können. Bisher war das ab einem Gewicht von 23 Kilogramm möglich.

Die eigentliche Motivation von Amazon dürfte jedoch eine andere sein, nämlich dem stationären Handel noch mehr Konkurrenz zu machen. Insbesondere bei Haushaltsgeräten wie Waschmaschinen bieten viele Händler auch Lieferung, Mitnahme von Altgeräten und Montage gegen einen kleinen Aufpreis an. Auch größere Fernseher oder Gaming-PCs können schnell die bisherige Gewichtsgrenze für Abholung bei Amazon-Verkäufern überschreiten.

Für letztere Geräte oder etwa Möbel dürfte auch die teilweise Ersatzlieferung oder Erstattung dienen, wenn nur einzelne Komponenten beim Versand beschädigt wurden. Dann ist es für den Verkäufer billiger, und den für den Käufer bequemer, nicht das ganze Paket zurückschicken zu müssen. Da die Händler die neuen Rücksendebedingungen auf ihre Preise für Ware und Versand umlegen werden, sollte man bei Preisvergleichen in Zukunft besonders genau auf die Konditionen zu achten.

(nie)