Amazon verdoppelt die Gewinne, entäuscht aber beim Wachstum und der Prognose

Amazon steigert seine Verkaufszahlen und verdient mehr. Die Börse hatte noch mehr erwartet und ist enttäuscht. Auch der Ausblick ist schwächer als erhofft.

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Amazon-Firmenschild vor Bürogebäuden

(Bild: Michael Vi/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Frank Schräer
Inhaltsverzeichnis

Amazon hat seine Verkaufszahlen und Gewinne im zweiten Quartal dieses Jahres erneut weiter steigern können. International hat der weltgrößte Online-Händler seine Verluste in einen Betriebsgewinn gedreht. Auch das Cloud-Geschäft wächst weiter, doch geringer als die Konkurrenz in diesem Segment. Marktbeobachter hatten mehr erwartet, auch vom Ausblick auf das nächste Quartal, der moderat ausfällt. Die in diesem Jahr deutlich gestiegene Aktie Amazons bekommt einen Dämpfer.

Im vorherigen Quartal ist der Gesamtumsatz von Amazon im Jahresabstand um 10 Prozent auf 148 Milliarden US-Dollar gestiegen, doch Analysten waren von 148,6 Milliarden Dollar Umsatz ausgegangen. Der Betriebsgewinn hat sich nahezu verdoppelt und ist von 7,7 Milliarden Dollar im gleichen Zeitraum des Vorjahres auf zuletzt 14,7 Milliarden Dollar gewachsen. Der Nettogewinn des Konzerns ist sogar noch weiter gestiegen und summierte sich auf 13,5 Milliarden Dollar. Das ist etwas mehr als das Doppelte des Vorjahres, als unter dem Strich 6,7 Milliarden Dollar standen und Amazon.com den Betriebsgewinn verdoppelte. Es ist auch ein Zeichen wirksamer Kostenbremsen.

Über den Erwartungen landete allerdings das Cloud-Geschäft. Hier meldet Amazon zuletzt 26,3 Milliarden Dollar Umsatz und liegt damit über den von Marktbeobachtern in diesem Bereich erwarteten 26 Milliarden Dollar. Allerdings sind die Cloud-Einnahmen der Amazon Web Services um lediglich 19 Prozent gewachsen gegenüber dem Vorjahr, während die größten Konkurrenten Google und Microsoft ihr Cloud-Business im letzten Quartal jeweils um 29 Prozent steigern konnten. Allerdings rechnen diese beiden Konzerne mehr Faktoren in ihre Zahlen hinein als nur die reine Cloud-Infrastruktur.

Auch die Werbeeinnahmen Amazons sind zuletzt etwas hinter den Prognosen zurückgeblieben. Mit einem Umsatz von 12,8 Milliarden Dollar lag der Shopping-Riese etwas unter den 13 Milliarden Dollar, die der Markt erwartet hatte. Obwohl Amazon zumeist eigene Angebote bewirbt, steigert der Konzern seine Marktanteile bei digitaler Werbung gegenüber Größen wie Meta und Alphabet, berichtet CNBC.

Das Kerngeschäft Amazons bleibt aber der Online-Handel, und hier hatte der Konzern sogar selbst mehr erwartet. Zwar konnten externe Verkäufer über Amazons Marketplace den Umsatz um 12 Prozent steigern, doch die Online-Verkäufe von Amazon selbst sind im Jahresabstand um lediglich 5 Prozent gewachsen. "Wir sind beim Umsatzwachstum in Nordamerika gegenüber unseren internen Schätzungen etwas zurückgeblieben", gab Amazon-Finanzchef Brian Olsavsky im Gespräch mit den Medien zu. Immerhin konnte Amazon den im letzten Jahr international (außerhalb Nordamerikas) verzeichneten Betriebsverlust von fast einer Milliarde Dollar in einen Betriebsgewinn von 300 Millionen Dollar drehen.

Olsavsky erklärt das verlangsamte Wachstum mit der Nachfrage vieler Kunden nach Billigprodukten. Viele Konsumenten seien vorsichtiger beim Online-Shopping und tendieren zu Waren mit niedrigeren Preisen. Zudem würden weltweite Ereignisse die Kunden vom Online-Einkauf abhalten. Beispiele seien das Attentat auf Donald Trump und die Olympischen Sommerspiele, die die Konsumenten mehr beschäftigen, sodass weniger Zeit für Amazon bleibe.

Das spielt auch eine Rolle bei den Aussichten Amazons. Im laufenden Quartal erwartet der Online-Händler Umsätze zwischen 154 und 158,5 Milliarden Dollar. Das würde auf Zuwächse zwischen 8 und 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr hinauslaufen, als Amazon den Gewinn mehr als verdreifachen konnte. Allerdings hatte die Börse auch hier mehr erwartet. Während der Konzern selbst eine Spanne mit einem Mittelwert von rund 156,3 Milliarden Dollar in Aussicht stellt, waren Beobachte von einer Umsatzprognose von 158,2 Milliarden Dollar ausgegangen.

Das wirkt sich negativ auf den Aktienkurs Amazons aus. Dieser ist zwar seit Jahresbeginn um mehr als 20 Prozent gestiegen, hat nach Bekanntgabe der Quartalszahlen nachbörslich aber um fast 7 Prozent nachgegeben.

(fds)