Android-Tablet als Energieverbrauchsanzeige

Das norddeutsche Versorgungs- und Telekommunikationsunternehmen EWE setzt auf eine abgespeckte Version des Archos 5 als Smart-Metering-Terminal.

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Der oldenburgische Energieversorger und Netzbetreiber EWE will Strom- und Gaskunden mit "intelligenten Zählern" (Smart Meters) ausstatten, damit diese ihren jeweiligen Energieverbrauch fast unmittelbar kontrollieren können. Zur Anzeige der Verbrauchsdaten dient dabei die EWE-Box, bei der es sich künftig um eine modifizierte Version des Android-Tablets Archos 5 mit ARM-Cortex-Prozessor handelt. Die Firma Archos nennt diese Geräteversion In-Home Display (IHD), es soll auch in anderen Projekten zum Einsatz kommen. Auch andere Hersteller wollen das mit Apps erweiterbare Betriebssystem Android auf Embedded Systems einsetzen, eine spezielle Embedded-Version von Android läuft auf MIPS-Prozessoren.

Smart Metering, also die schnelle und detaillierte Anzeige und Auswertung von Energieverbrauchsdaten, soll auch die einzelnen Verbraucher zum sparsamen Umgang mit Energie motivieren. So soll letztlich der Kohlendioxidausstoß sinken. Damit aber beispielsweise Stromkunden die aktuellen Verbrauchsdaten ihrer Geräte überhaupt überwachen oder neuartige Funktionen wie den Betrieb größerer Verbraucher zu günstigeren Tarifzeiten verwalten können, sind Anzeigegeräte nötig. Die Leistungsaufnahme eines kontinuierlich laufenden Desktop-PCs würde die Energiesparbemühungen möglicherweise zunichte machen; außerdem ist wohl auch nicht jeder energiesparwillige Haushalt mit einem netzwerkfähigen PC ausgestattet, der in Bezug auf Konfiguration, Zuverlässigkeit und Software sämtliche Voraussetzungen für Smart Metering erfüllt.

EWE erprobt das eigene Smart-Metering-Konzept seit einem Jahr mit rund 400 Haushalten und zog eine positive Bilanz. Für das EWE-Box-Projekt hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) EWE mit dem ecoIT-Preis des Monats November ausgezeichnet. Voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2010 sollen EWE-Kunden die EWE-Box zusammen mit einem besonderen Tarifmodell erhalten können, bei dem sich durch den gezielten Betrieb von Geräten außerhalb von Spitzenlastzeiten angeblich Geld einsparen lässt.

Auch der süddeutsche Energieversorger EnBW betreibt ein Smart-Metering-Pilotprojekt; die EnBW-Tochter Yello Strom ist europäische Partnerin des Google-Projekts PowerMeter.

Smart Metering und Automated Meter Reading (AMR) werfen allerdings auch Fragen in Bezug auf IT-Sicherheit und Datenschutz auf. Das betrifft nicht nur den abhörsicheren Datentransfer der Messwerte vom intelligenten Zähler zum Energieversorger sowie zum Anzeige- und Auswertegerät des Kunden. Schon seit den 90er-Jahren werden unter dem Begriff Non-Intrusive Appliance Load Monitoring (NIALM) Methoden entwickelt, um aus gesammelten Messdaten des zentralen Haus- oder Wohnungszählers anhand von Lastprofilen auf die Leistungsaufnahme der vom Verbraucher betriebenen Geräte zu schließen. Dank NIALM kann also der Netzbetreiber erkennen, wann welche Geräte laufen. (ciw)