US-Sonderermittler: Russischer Geheimdienst hackte US-Demokraten für Wahlbeeinflussung

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Besonders ausführlich beleuchten die Ermittler den Austausch der russischen Hacker und einer nur "Organisation 1" genannten Gruppe. Die aufgeführten Details deuten sehr eindeutig auf Wikileaks. Julian Assanges Enthüllungsplattform kontaktierte Guccifer 2.0 demnach und bat um eine Übermittlung des Materials, da es auf Wikileaks "viel größere Auswirkungen" haben werde. Wenn es irgendwas zu den Demokraten gebe, solle das schnell geschickt werden, da es vor dem großen Wahlparteitag der Demokraten zum Konflikt zwischen Clinton und ihrem unterlegenen Gegner Bernie Sanders führen dürfte. Wikileaks begann am 22. Juli mit der Veröffentlichung.

Aus den Unterlagen geht auch hervor, dass der Hackerangriff auf die Demokraten nach seiner Entdeckung andauerte, weil eine Linux-Malware nicht gefunden worden sei. Derartige Details dürften für die weiteren Ermittlungen entscheidend sein, wie Lawfareblog zusammenfasst. So sei es entscheidend, ob die Hacks mit dem Ziel der Veröffentlichung durchgeführt wurden und ob sie anhielten, als Personen aus Donald Trumps Umfeld damit in Berührung kamen. Beides wird in der Anklageschrift dargelegt und die Tatsache, dass darin explizit ein bestimmter Hackerangriff aufgeführt wird, der in direktem zeitlichen Zusammenhang zu Trumps öffentlicher Hacking-Aufforderung an Russland steht, dürfte kein Zufall sein.

Darüber hinaus nennt die Anklageschrift auch Details zu Hackerangriffen auf Wahlinfrastruktur der USA. Im Juli 2016 etwa hätten die Geheimdienstler über einen Angriff auf eine Website einer Wahlaufsichtsbehörde Daten zu rund 500.000 registrierten Wählern erbeutet – darunter Namen, Adressen, Teile der Sozialversicherungsnummern, Geburtstage und die Nummern ihrer Führerscheine. Immer wieder hätten die Angreifer Schwachstellen in der Netzinfrastruktur von Behörden gesucht, die mit der Durchführung der Wahlen beauftragt waren.

Moskau jedenfalls hat die Vorwürfe umgehend zurückgewiesen. Russland habe sich nicht in die US-Wahlen eingemischt und habe dies auch nicht vor. Gegner einer russisch-amerikanischen Annäherung missbrauchten dieses Thema, sagte der außenpolitische Berater von Präsident Wladimir Putin, Juri Uschakow. Eine Sprecherin des Weißen Hauses verwies auf die Tatsache, dass die Anklage keine Vorwürfe gegen Amerikaner – also auch nicht gegen Trump oder dessen Umfeld – enthalte, von den Aktivitäten oder die Identität der Täter gewusst zu haben.

Die US-Demokraten, die nicht nur Oppositionspartei, sondern auch Opfer des Hackings sind, forderten Trump auf, den Gipfel mit Putin nicht stattfinden zu lassen. "Präsident Trump sollte sein Treffen mit Wladimir Putin absagen", sagte der Oppositionsführer im US-Senat, Chuck Schumer. Der Gipfel sei nicht möglich, bevor die Russen nachweisbare und transparente Schritte unternähmen, um zu beweisen, dass sie nicht in künftige Wahlen eingreifen. "Sich nicht gegen Putin zu behaupten, würde einen tiefgreifenden Verrat der Verfassung und unserer Demokratie darstellen", ergänzte Nancy Pelosi, Oppositionsführerin in Repräsentantenhaus.

Die Anklageschrift im Wortlaut

(mho)