Anthropic: Claude kann jetzt auch ins Internet

Der KI-Chatbot von Anthropic bekommt Zugang zum Web. Quellen werden prominent zitiert und verlinkt.

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Eine skizzierte Hand hält die Welt

Eine skizzierte Hand hält die Welt.

(Bild: Anthropic)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Um "aktuellere und relevantere Antworten" zu liefern, bekommt Anthropics KI-Chatbot nun Zugang zum Internet. Bisher war Claude tatsächlich auf die Trainingsdaten beschränkt. Andere Chatbots wie ChatGPT, Gemini, Meta AI und Mistral können schon seit Längerem ins Internet. Allerdings sind die Antworten von Claude etwas anders aufgebaut.

Der Chatbot antwortet auf Fragen mit einem kurzen Fließtext, der aber auch direkt darunter Links zu den Quellen enthält. Das scheint prominenter zu sein, als etwa bei ChatGPT. Antworten beinhalten auch direkte Zitate von Webseiten, was die Verifikation für Nutzende leichter machen soll, schreibt Anthropic. Es sei ein "konversationelles Format". Testen lässt sich die Suche noch nicht, daher geben zunächst nur Bilder im Blogbeitrag Aufschluss über den Aufbau.

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In einem Blogbeitrag beschreibt Anthropic, wie man die neue Websuche nutzen kann. Sales-Teams etwa könnten damit Trends analysieren, Finanzanalysten könnten Marktdaten und Quartalszahlen anzeigen lassen, Wissenschaftler hätten die Möglichkeit, passende Literatur zu finden und wer shoppen möchte, kann Produkte, Preise und Bewertungen vergleichen. Anthropic greift dabei ausschließlich auf das Web zu, anders macht es Google, die eine gigantische Wissenssammlung nutzen. Im Knowledge Graph sind Millionen Produkte gespeichert, aber auch Informationen zu Öffnungszeiten und Fakten, wie beispielsweise die Höhe des Eiffelturms.

Die Websuche in Claude ist zunächst als kostenpflichtige Preview verfügbar und auch auf die USA beschränkt. Das soll sich jedoch bald ändern, dann kann Claude auch in anderen Ländern und in der kostenlosen Version genutzt werden. Das KI-Modell dahinter ist Claude 3.7 Sonnet.

Anthropic hat sich auf die Fahne geschrieben, eine vertrauenswürdige und sichere KI entwickeln zu wollen. Warum Claude erst jetzt Zugang zum Web bekommen hat, ist unklar. Durch die Websuche können die Antworten freilich aktueller, aber nach wie vor ungenau oder gespickt von Halluzinationen sein. Problematisch ist bei allen KI-Websuchen, dass die Menschen, die sie nutzen, deutlich weniger die Webseiten besuchen, von denen die Informationen stammen. Dadurch fehlt den Webseitenbetreibern in der Regel der Klick und die damit einhergehenden Einnahmen durch Werbung auf der Seite. Ein Geschäftsmodell, das sich in den vergangenen Jahren für das Internet durchgesetzt hat, nun aber vor Veränderung steht. Perplexity etwa spricht davon, ein neues System entwickeln zu wollen, bei dem die Nutzung von Inhalten bezahlt wird. Noch ist das Modell aber nicht sehr ausgefeilt. Auch Microsoft hatte kurz nach Erscheinen vom Copilot davon gesprochen, dass man Verlage an Werbeeinnahmen beteiligen wolle. Auch das scheint zu stocken.

(emw)