Viren statt Tiere: Start-up bietet Alternative bei der Erzeugung von Antikörpern

Für die Produktion von Antikörpern müssen viele Tiere leiden. Ein Start-up stellt vegane Alternativen mit Viren her.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 8 Kommentare lesen
Blutproben

(Bild: PENpics Studio/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Antikörper sind überlebenswichtige Werkzeuge unseres Immunsystems. Sie erkennen Krankheitskeime und geben sie zur Vernichtung frei. Auch als Medikamente gegen rheumatische Arthritis und bestimmte Krebsformen sind sie schon etabliert. "Weniger bekannt ist, dass Antikörper massenweise in der biochemischen Forschung und in der Diagnostik genutzt werden", erzählt Laila Al-Halabi-Frenzel vom Start-up Abcalis in Braunschweig. Schließlich passen bestimmte Abschnitte wie Schlüssel in charakteristische Strukturen anderer Biomoleküle, in sogenannte Antigene und können diese sichtbar machen, wenn sie mit Farbstoffen gekoppelt werden. Diese Antigene können Viren wie bei einem Coronaschnelltest sein oder Hormone für einen Schwangerschaftstest.

Allerdings haben die potenten Proteine auch Schattenseiten, denn ihre Produktion ist oft mit Tierleid verbunden. "Die Menschen sind oft erstaunt, wenn ich zum Beispiel berichte, dass für fast jeden Coronatest ein Tier leiden musste", sagt Al-Halabi-Frenzel. Jedes Jahr werden allein in Europa hunderttausende Tiere zur Ader gelassen, in Deutschland vor allem Kaninchen, aber auch Mäuse, Alpakas und Pferde.

Das Braunschweiger Start-up hat nun ein mehrfach ausgezeichnetes Verfahren entwickelt, das Abhilfe schaffen kann. Im Zentrum steht die Phagen-Display-Methode, mit deren Hilfe Antikörper komplett vegan erzeugt werden können. Mithilfe von Phagen – das sind besondere Viren, die in der Natur Bakterien befallen – finden die Jungunternehmerinnen für jedes Antigen den passenden Antikörper. Dafür "angeln" sie diesen aus einem Pool von Antikörperstrukturen heraus. Dafür hatten Forschende zuvor Milliarden genetische Baupläne menschlicher Antikörper-Varianten gesammelt und in Tiefkühlschränken archiviert.

Dieser Text stammt aus MIT Technology Review 8/2023

Das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, ist kaum noch zu erreichen. Neben dem Ausbau regenerativer Energiequellen rückt zunehmend die Entnahme von Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre in den öffentlichen Fokus. Die neue Ausgabe von MIT Technology Review geht diesem Ansatz und seinen verschiedenen Methoden nach. Highlights aus dem Heft:

Noch sind die veganen Antikörper teurer als jene aus Tieren. Doch sie haben weitere Vorteile, betont Al-Halabi-Frenzel. "Unsere Antikörper sind sauberer und immer exakt chemisch definiert. Sie lassen sich unbegrenzt reproduzieren." Wie das vegane Verfahren zur Antikörperproduktion im Detail funktioniert und wie die Idee dazu entstanden ist, das berichtet der MIT Technology Review in der aktuellen Ausgabe (ab sofort im Handel und im heise shop zu bestellen).

(anh)