Apachecon: Krieg oder Frieden

Mit drei sehr unterschiedlichen Keynotes fesselte die Konferenz des Open-Source-Projekts Apache die Teilnehmer.

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Von
  • Detlef Borchers

Mit drei sehr unterschiedlichen Keynotes fesselte die Apachecon die Teilnehmer. Zuerst hielt der Chef-Softwaretechniker von Sun Microsystems, John Fowler, eine Rede, die sichtlich nicht an Entwickler und Webmaster gerichtet war, sondern an die kommenden CIOs von großen Unternehmen. Der Vortrag fiel beim Publikum glatt durch. Dann hielt der Marketender Chris Pirillo von Lockergnome einen Vortrag, der auf das Plädoyer hinauslief, an Stelle von Massenmails und Mailinglisten weniger Spam-behaftete Techniken wie RSS-Newsfeeds zu benutzen. Auch dieser Vortrag war nicht ganz nach dem Geschmack der Apachen, bei denen fast jeder Konferenzteilnehmer nach Auskunft von Feedster seinen eigenen Blog pflegt.

So wurden Eulen nach Las Vegas getragen. Das war zumindest unterhaltsam, weil der ehemalige Fernsehmoderator Pirillo ein begnadeter Redner ist. Die dritte Keynote kam von Doc Searls und war, obzwar humorig vorgetragen, eine gnadenlose Abrechnung mit den berichterstattenden Medien. Ob Fernsehen, Funk oder die Computerpresse, alles wurde gedeckelt, das Phänomen Apache nicht verstanden zu haben. Der zentrale Vorwurf des Fachbuchautors: Medien neigen dazu, Geschichten im einfach gestrickten Raster der Kriegsberichterstattung ("Microsoft fordert Oracle heraus") zu verfassen und darüber die spezifischen Nuancen einer im Internet gewachsenen Familie wie die der Apache-Techniker zu ignorieren.

Mit seiner Tirade bediente Doc Searls zwar die gleichen Mechanismen im Stil von "Wir gegen die Medien", doch das schien niemanden zu stören. Searls klagte, dass Hollywood und die Medienkonzerne das in zivilisatorischer Absicht entstandene Internet als Pipeline betrachten, eingeschweißte, in der Nutzung eingeschränkte Inhalte an die unmündigen Kunden zu bringen. Wenn der Apache weiter wächst, wie die stolz gezeigten Netcraft-Statistiken nahelegen, ist er Bestandteil dieser Strategie.

Die zahlreichen Vorträge der Konferenz unterstrichen jedenfalls, dass rund um Apache eine Community entstanden ist, die effizient alle Anforderungen bewältigt. Am Ende der Konferenz wurde beispielsweise die erste Anwendung gezeigt, die mit dem gerade vorgestellten neuen J2EE-Teilen während der Apachecon entwickelt worden war. (Detlef Borchers) / (jk)