Arbeitsmarktreformen: Apple will längere Arbeitszeiten für ganz Indien

Nachdem es Apple und seinem Fertiger Foxconn gelungen war, in Karnataka die Maximalarbeitszeit zu erhöhen, sind nun weitere indische Bundesstaaten dran.

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Tim Cook/Modi

Gespräche in höchsten Sphären: Apple-Chef Tim Cook (links) bei einem früheren Treffen mit dem Indischen Premierminister Narendra Modi.

(Bild: dpa, Government Of India/Handout)

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Apple unternimmt derzeit umfangreiche Lobbyarbeit, um die Arbeitsbedingungen in seinem zweitwichtigsten Produktionsstandort Indien denen in China anzugleichen. Flexibilität und Arbeitszeiten in den indischen Fabriken sollen bald "auf gleichem Niveau" wie in der Volksrepublik sein, so der Wunsch des Konzerns laut einem Medienbericht.

Nachdem es dem iPhone-Konzern zusammen mit seinem lokalen Fertiger gelungen war, im Bundesstaat Karnataka im Süden des Landes den 24-Stunden-Betrieb einer geplanten Großfabrik in zwei Schichten genehmigen zu lassen, sollen solche Arbeitsmarktreformen auf ganz Indien ausgedehnt werden. Das heißt unter anderem, dass die tägliche Maximalarbeitszeit von derzeit gesetzlich 9 auf 12 Stunden pro Mitarbeiter erhöht wird. Die Anzahl der erlaubten Überstunden pro Quartal wird weiterhin von 75 auf 145 Stunden ausgedehnt. Maximal gearbeitet werden darf 48 Stunden pro Woche.

Wie nun die Finanznachrichtenagentur Bloomberg meldet, nutzen Apple und Foxconn die regionalen Regierungen als Hebel. Diese sind versucht, möglichst viele Fabrikationsstätten der beiden Partner zu gewinnen, insbesondere für das iPhone, aber auch für Macs, iPads und Apple-Zubehör. Im Bundesstaat Tamil Nadu, wo aktuell die größte indische Fabrik für Apple-Smartphones steht, wird derzeit erwogen, Arbeitsmarktreformen umzusetzen, die zu "mehr Flexibilität" führen sollen, die sich Apple wünscht.

Apple-Manager seien in Tamil Nadu zusammen mit der "Indian Cellular and Electronics Association" (ICEA) tätig, zu der neben dem iPhone-Hersteller auch die Fertigungspartner Foxconn, Wistron und Pegatron gehören. Die Lobbyarbeit dauert laut Bloomberg bereits sechs Monate an. Informierten Kreisen zufolge würde die Arbeitszeiten vor Ort auf das Niveau der iPhone-Fabriken in China bringen, hieß es. Apples Bemühungen treffen auf eine indische Bundesregierung, die mit ihrem "Make in India"-Programm versucht, mehr und mehr Fertigung ins Land zu holen. Das Projekt untersteht direkt dem Premierminister Narendra Modi, der schon mehrfach mit Apple-CEO Tim Cook zusammentraf. Fertiger wie Foxconn werden mit finanziellen Anreizen und vergleichsweise günstigen Löhnen angelockt.

"Indien möchte, dass globale Marken wie Apple das Land zu einem Standort für Produktion, Forschung und Entwicklung machen", so der stellvertretende Technologieminister Rajeev Chandrasekhar gegenüber Bloomberg. Die Bundesregierung arbeite eng mit den Bundesstaaten zusammen, um eine wettbewerbsfähige Politik in den Bereichen Arbeit, Logistik und Infrastruktur zu entwickeln." Man hoffe auf eine Verlagerung ganzer Lieferketten nach Indien. Reformen des Arbeitsrechts sind in dem Land eigentlich rar – und nicht selten von Arbeitnehmerprotesten begleitet. Davon ist derzeit allerdings (noch) nichts zu hören.

Laut ICEA sollen die Arbeitszeitverlängerungen auch dazu dienen, mehr Frauen in Arbeit zu bringen. Schon jetzt soll ein "signifikanter Teil" der 60.000 Beschäftigten bei Foxconn, Wistron und Pegatron in Indien weiblichen Geschlechts sein. Mit einem Umbau des Schichtsystems reduziere sich die Gefahr, die mit der Nutzung von Nachtbussen einhergehe, hieß es. Apple und seine Fertiger wollen zudem "Frauenhostels" in der Nähe ihrer Fabriken errichten, ähnlich wie man dies von den Arbeiterheimen bei Foxconn und Co. in China kennt.

"In der Elektronikfertigung sind Frauen aufgrund des hygienischen Umfelds und der Aufgaben in den Betrieben eine natürliche Besetzung", heißt es in einem Paper der ICEA. Frauen seien zudem aufgrund ihrer "Geschicklichkeit mit den Händen" besonders für die hochpräzise Montage von Elektronik geeignet, so die Lobbyorganisation.

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(bsc)