Ariane 6 absolviert groĂźen Nachttest "nahe an der Perfektion"
Im kommenden Jahr soll erstmals eine Ariane 6 abheben, bis dahin muss aber noch viel getestet werden. Nun wurde die Rakete in der Nacht voll getankt.
Europas künftige Trägerrakete Ariane 6 hat mit einer nächtlichen Befüllung und anschließenden Leerung der riesigen Tanks einen weiteren wichtigen Test bestanden. Als Nächstes soll sie dann Ende November für ein achtminütiges Feuern des Haupttriebwerks betankt werden, erklärte die Europäische Weltraumagentur ESA. Die Tests finden auf dem europäischen Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana statt, vollständig betankt wurde die Testrakete dort bereits zweimal. Beide Übungen fanden aber bei Tag statt, mit dem nun durchgeführten Test habe man ermitteln wollen, wie sich die Rakete bei äußeren Bedingungen verhält, die am Rande der normalen Parameter befinden. Insgesamt sei alles "nahe an der Perfektion" verlaufen, heißt es jetzt von der ESA.
Nachts ganz andere Voraussetzungen
Als Treibstoff verwendet die Ariane 6 flüssigen Sauerstoff und Wasserstoff, erklärt die ESA anlässlich des Tests. Die Tanks der Rakete fassen 180 Tonnen Treibstoff, weshalb das Betanken lange dauert. Die Treibstoffe müssen vor dem Einsatz unter -250 °C heruntergekühlt werden. Schon bei geringen Temperaturschwankungen bestehe die Gefahr, dass die sich zu stark ausbreiten und Schäden an den Treibstofftanks verursachen, erklärt die ESA. Die Arbeit mit dem Raketentreibstoff unterscheide sich deshalb deutlich, je nachdem, ob sie unter der tropischen Sonne Südamerikas stattfindet oder in der Nacht. Weil es sich um eine völlig neue Rakete handle, wolle man so viel wie möglich testen.
Die Ariane 6 ist das Nachfolgemodell der Ariane 5, die seit 1996 im Einsatz war und inzwischen ihren letzten Start absolviert hat. Die Arbeiten an der Ariane 6 haben sich unter anderem wegen der Coronapandemie verzögert. Aber auch nach deren Ende konnten die Zeitpläne nicht eingehalten werden. So hat es noch vor einem Jahr geheißen, dass der erste Start einer Ariane 6 frühestens im April 2023 erfolgen soll, das hat aber nicht geklappt. Im Herbst war dann vom 4. Quartal 2023 die Rede, aber auch das hat sich bereits überholt. Anfang August hat die ESA dann eingestanden, dass es in diesem Jahr nicht mehr klappen wird. Die ESA will deshalb zumindest einige Satelliten von den Falcon 9 des privaten Konkurrenten SpaceX ins All schießen lassen.
(mho)