Atomkraft: Habeck schließt AKW-Laufzeitverlängerung nicht aus

Wenn sich im laufenden Stresstest das Stromnetz als nicht stabil erweist, will sich der Bundeswirtschaftsminister "verantwortungsbewusst" verhalten.

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Das Atomkraftwerk Emsland ist seit 1988 in Betrieb und soll Ende 2022 vom Netz gehen.

(Bild: RWE)

Lesezeit: 3 Min.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zeigt sich "verantwortungsbewusst" in der Frage, ob die Laufzeiten der noch laufenden deutschen Atomkraftwerke verlängert werden müssen. In dem zurzeit laufenden Stresstest des deutschen Stromnetzes gehe es darum, ob es durch weitere Vorkehrungen stabilisiert werden müsse, sagte er am Dienstagabend in der Fernsehnachrichtensendung RTL aktuell auf die Frage, ob Habeck die Frage beantworten sollte, bevor die Ergebnisse des Stresstests vorlägen.

Habeck betonte dabei, dass die AKW zu der angestrebten Einsparung von 15 Prozent des Erdgases in Deutschland vielleicht bis zu 0,7 Prozent beitragen könnten. Diese möglichen Einsparungen stünden in keinem Verhältnis zu dem, welche gesellschaftliche Debatte dadurch ausgelöst werde, sagte Habeck. In den Beiträgen dazu fehle ihm mitunter die Ernsthaftigkeit. Er werde den Eindruck nicht ganz los, dass einige Menschen vom "spielerischen Umgang mit der Atomfrage" geleitet würden.

Die Bundesregierung hat vorige Woche eine Sonderanalyse (Stresstest) veranlasst, um zu prüfen, ob das deutsche Stromnetz ausreichend stabil ist und genügend Strom vorhanden sein wird. Anders als im vorigen Stresstest, wird dabei von pessimistischeren Annahmen ausgegangen. Auf Basis der Ergebnisse des Tests soll entschieden werden, ob die deutschen AKW weiter als bisher erlaubt betrieben werden sollen.

Bundesfinanzminister Christian Lindner hatte am Dienstag darauf verwiesen, dass zurzeit viele Menschen dazu veranlasst sein könnten, mit Strom zu heizen. Das könne auf eine Stromlücke hinauslaufen. Die müsse verhindert und dürfe nicht mit Erdgas gefüllt werden. Lindner hatte sich vorher bereits dafür ausgesprochen, über die Laufzeiten der deutschen AKW "unideologisch" zu diskutieren.

Dies will auch eine Gruppe von 20 Wissenschaftlern und Wissenschaftlern verschiedener deutscher Universitäten mit einer " Stuttgarter Erklärung " erreichen. Darin schreiben sie auf Initiative von Prof. Dr. André Thess, Institutsleiter des Lehrstuhls für Energiespeicherung an der Uni Stuttgart, sie forderten den Atomausstiegs-Paragraphen im Atomgesetz sofort zu streichen und die sicherheitstechnische Betriebserlaubnis zu prüfen, um deutschen AKW den Weiterbetrieb zu ermöglichen.

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"Steigende Energiepreise und sinkende Versorgungssicherheit gefährden Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand", heißt es weiter in der Erklärung, die als Petition in den Bundestag eingereicht wurde. Wenn am Atomausstieg festgehalten würde, würde der Klimaschutz gebremst, weil Kohleenergie erforderlich würde, um die Stromversorgung sicherzustellen. Mit einseitiger Ausrichtung auf Sonne, Wind und Erdgas sei Deutschland in Energienot manövriert worden.

In der Tat haben Bundestag und Bundesrat im Juli einem Gesetz zugestimmt, laut dem mit Stein- und Braunkohle betriebene Kraftwerke als Ersatz für Erdgas-Verstromung einspringen dürfen. Die AKW Neckarwestheim 2, Isar 2 und Emsland müssten laut dem geltenden Atomgesetz eigentlich spätestens Ende dieses Jahres abgeschaltet werden. Angesichts der momentanen Energiekrise werden Forderungen laut, ihre Laufzeiten zu verlängern oder gar bereits abgeschaltete AKW wieder anzuschalten.

Drei AKW sind noch in Deutschland in Betrieb (7 Bilder)

Seit März 1984 ist Block C des AKW im bayerischen Gundremmingen in Betrieb. Block A war von 1967 bis 1977 in Betrieb. Der 1984 ans Netz gegangene Block B wurde am 31. Dezember 2017 abgeschaltet, Block C – ebenfalls 1984 in Betrieb genommen – folgte Ende 2021. (Bild: kkw-gundremmingen.de)

(anw)