Auch Intel unter Googles Partnern bei Chrome OS

Auch Prozessorgigant Intel sieht Bedarf für weitere Betriebssysteme.

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Kurz nach Ankündigung eines eigenen Betriebssystems hatte Google eine Liste von Partnerfirmen bekannt gegeben, was vor allem Spekulationen über die dort nicht vertretenen Firmen wie Dell auslöste. Eine davon hat sich jetzt auch zu Google bekannt: Intel. Schon länger sei man in die Planung involviert, sagte ein Firmensprecher zu Mike Magee von TG Daily.

Überraschend kommt diese Unterstützung allerdings wahrlich nicht. Schon seit Jahren sucht Intel nach einem passenden Betriebssystem samt Bedienoberfläche für Netbooks und die noch kleineren MIDs und setzte von Anfang an auch auf Alternativen zu Microsoft. So ging schon die Initiative für die speziell auf Mobilgeräte zugeschnittene Linux-Variante Moblin von Intel aus und vor kurzem erst kaufte Intel Wind River, einen Spezialisten für Bedienoberflächen auf Linux-Basis.

Wie wichtig der Bedarf nach einer auf die Bedürfnisse der kleinen Geräte angepasste Oberfläche ist, zeigte sich auch auf der diesjährigen Computex, auf der zwar viele neue Geräte (auch ohne x86-CPUs) zu sehen waren, aber keine vernünftigen Bedienkonzepte. Beispielsweise wirkten die Netbooks mit Android von Acer und Asus/Qualcomm kaum ausgereift – kein Wunder, dass sowohl Acer, wie auch Asus und Qualcomm nun auf der Liste der Google-Partner stehen. (Und kein Wunder, dass Google keine Konkurrenz zwischen Chrome OS und Android sieht, denn Android ist auf Smartphones zugeschnitten und läuft auf Netbooks entsprechend bescheiden.)

Inzwischen werden erste Vorwürfe laut, Google hätte die Idee eines Betriebssystems, das ansich nicht viel mehr als ein Browser ist, von Microsoft geklaut. Im Februar hat Microsoft eine ähnliche Idee unter dem Codenamen Gazelle vorgestellt. Doch die Idee ist sogar noch älter: 2007 kam das Linux-basierte Good OS (gOS) heraus und wollte ein Cloud-Betriebssystem sein, ein Begriff, mit dem man damals nicht recht etwas anfangen konnte. Es soll hauptsächlich Google Gadgets laufen lassen, aber auch lokal installierte Applikationen kennen. Aber auch schon die ersten Ankündigungen des Browsers Chrome zogen Vermutungen nach sich, dass der Browser als Betriebssystem eine Zukunft hätte. Die Idee dürfte wohl weder von Google noch von Microsoft stammen, sondern schon viel länger in den Köpfen vieler Web-Vordenker reifen, vielleicht schon seit Ende des letzten Jahrtausends, als die ersten Browser Java lernten.

Spannend dürfte eher die Frage werden, was die Netbooks mit Chrome OS ohne Internetzugang machen können, ob also lokale Anwendungen wie Open Office installiert werden können oder ob alle Daten ausschließlich im Netz liegen. Dann würde Chrome OS nur vernünftig auf Netbooks mit integriertem UMTS funktionieren und auch eine UMTS-Flatrate benötigen, will man nicht nur in – zudem verortbarer – WLAN-Umgebung an seinen Daten arbeiten können. Damit der Kunde davon einen Preisvorteil hat, müssen erstmal die UMTS-Module billiger werden als eine Windows-XP-Lizenz, und für die bezahlen die Hersteller vermutlich zwischen 15 und 30 US-Dollar. (jow)