Auto-Reklame muss in Frankreich auf umweltfreundliche Alternativen hinweisen

Werbeanzeigen und -spots für Autos müssen ab März in Frankreich mit Hinweisen auf alternative Fortbewegungen versehen werden. Daran gibt es Kritik.

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Die Teilnehmer der Tour de France nutzen bereits eine Alternative zum Auto, hier Tadej Pogačar (im Maillot Jaune), Jonas Vingegaard (Maillot Blanc) und Richard Carapaz.

(Bild: letour.fr / A.S.O. / Pauline Ballet)

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Autohersteller, die in Frankreich für ihre Fahrzeuge werben wollen, müssen in ihrer Reklame ab März deutlich auf umweltfreundliche Alternativen hinweisen. Dagegen sträuben sich nun Autohersteller und ein Automobilclub.

Der Erlass vom 28. Dezember 2021 (PDF) sieht vor, dass Print- und audiovisuelle Werbung mit Hinweisen versehen werden müssen wie "Für kurze Strecken gehen Sie lieber zu Fuß oder fahren mit dem Rad", "Denken Sie an Mitfahrgelegenheiten" und "Nehmen Sie im Alltag die öffentlichen Verkehrsmittel". Sichtbare Werbung muss am Ende den Hashtag #SeDeplacerMoinsPolluer zeigen, was ungefähr bedeutet, wer sich mehr bewegt, verursache weniger Schmutz.

Die Anforderungen sind Teil eines Klimaschutzgesetzes, das 2021 vom französischen Parlament verabschiedet wurde und das beispielsweise Kurzstrecken-Inlandsflüge von weniger als zweieinhalb Stunden verboten hat, wenn stattdessen eine Zugverbindung genommen werden kann.

Louis-Carl Vignon, Geschäftsführer von Ford France, schmecken die neuen Werbeauflagen gar nicht. Es sei paradox, dass die Regierung eines Landes, in dem drei Autohersteller ansässig seien, derart gegen Autos eingestellt sei. In Paris, wo solche Gesetze gemacht würden, gebe es ausreichend alternative Verkehrsmittel. "Aber was macht jemand, der in Creuse wohnt?", sagte Vignon laut Financial Times. Damit verwies Vignon auf eine Gemeinde im dünn besiedelten Nordfrankreich mit knapp 200 Einwohnern.

Renault-Chef Luca de Meo sagte laut dem Bericht, sein Unternehmen wolle über den Umfang der neuen Hinweise verhandeln, sie würden auf Anzeigen viel Raum einnehmen. Sein Unternehmen mache sich aber nicht so viele Gedanken um die neuen Vorschriften. François Roudier vom der Autoherstellerverband PFA meint, die Industrie sei von Anfang an skeptisch gewesen, zumal die Hinweise auch in Anzeigen für Elektrofahrzeuge auftauchen sollen, die weniger CO2 ausstießen.

Pierre Chasseray, Sprecher der Verbrauchervereinigung "40 Millions d'Automobilistes", bezeichnet den Erlass als "lächerlich", es werde "dauernd mit dem Finger auf Autofahrer gezeigt". Außerhalb von Großstädten seien Menschen für Fahrten zur Arbeit und Schule auf Autos angewiesen. Chasseray geht nicht davon aus, dass Menschen durch die Hinweise davon abgehalten werden, das Auto zu nutzen.

Umweltorganisationen hatten ursprünglich ein komplettes Werbeverbot für Fahrzeuge mit Verbrennermotor gefordert. Werbeanzeigen für Autos müssen in Frankreich bereits Informationen zur Finanzierung des Fahrzeugs enthalten. Ab diesem Jahr kommen noch Informationen zum CO2-Ausstoß eines bestimmten Modells hinzu. Die Stadt Paris versucht unter anderem mit einer großflächigen Tempo-30-Zone dem überbordenden Autoverkehr Herrin zu werden.

(anw)