Autoindustrie befürchtet Produktionsausfälle durch Corona-Grenzkontrollen

Durch die neuen Kontrollen an der Grenze zu Tschechien staut sich der Güter-Lkw-Verkehr. Der VDA befürchtet, dadurch könne die Produktion stocken.

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(Bild: dpa)

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Durch die Kontrollen an den Grenzen zu Tirol und insbesondere Tschechien könnten Lieferketten abreißen und Produktionsbänder stillstehen. Diese Befürchtung äußerte der Verband der Automobilindustrie (VDA) am Wochenende. Zusammen mit dem Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik schlägt er vor, dass Selbstschnelltests von Fahrern auch ohne ärztliches Attest akzeptiert würden, bis ausreichende Testkapazitäten an den Grenzen zur Verfügung stehen.

Nach der Ausbreitung neuer Virusvarianten hat Deutschland die Regeln für die Einreise aus EU-Staaten erneut verschärft und teilweise Kontrollen an der Grenze angeordnet. Seit Sonntag dürfen aus Tschechien und weiten Teilen von Tirol in Österreich nur noch Deutsche, Ausländer mit Wohnsitz und Aufenthaltserlaubnis in Deutschland, landwirtschaftliche Saisonarbeitskräfte und Gesundheitspersonal einreisen.

Einreisen nach Deutschland sollen für wenige Ausnahmen möglich sein, darunter für "Personal im Gütertransport und sonstiges erforderliches Transportpersonal". Den Angaben zufolge fallen Ausnahmeprivilegien für Transportmitarbeiter weg, sodass diese jetzt – wie jeder normale Einreisende auch – ein negatives Testergebnis bei der Einreise mit sich führen müssen. Die Bundesregierung stufte auch die Slowakei als Gebiet mit besonders gefährlichen Virusmutationen ein.

Lkw-Fahrer müssen laut VDA ein negatives Corona-Testergebnis aus den letzten 48 Stunden vorweisen. Das müsse ärztlich bestätigt sein und dreisprachig vorliegen. "Wir haben Verständnis für energische Maßnahmen, aber diese neue Testpflicht für Lkw-Fahrer ist so kurzfristig gar nicht umzusetzen", sagte der VDA-Sprecher laut dpa.

Vom Volkswagen-Konzern hieß es am Sonntagnachmittag, es gebe noch keine Engpässe wegen fehlender Teile aus dem Lkw-Grenzverkehr, auch nicht im VW-Werk Sachsen und im Porsche-Werk Leipzig. Volkswagen Sachsen betonte, es würden am Montag keine Einschränkungen erwartet, und zum jetzigen Zeitpunkt seien diese nicht absehbar.

"Viele Teile für die Automobilproduktion an deutschen Standorten werden aus Österreich und Tschechien just-in-time oder just-in-sequence direkt ans Montageband geliefert", erläutert der VDA. Wenn es wegen der Test- und Anmeldepflichten an den Grenzen zu längeren Staus komme, sei damit zu rechnen, dass Lieferketten abreißen und kurz danach in vielen deutschen Pkw-Werken die Produktion stillsteht.

Im Frühjahr 2020 zum ersten Lockdown hätten die Unternehmen eine "Vorwarnzeit" von zwei bis drei Wochen gehabt, bevor Lieferungen aus Italien ausblieben. Sie konnten entsprechend ihre Teilelager vorab erhöhen, schreibt der VDA. Nun komme die Entscheidung überraschend. Tschechien sei für die Pkw-Produktion in den deutschen Werken mindestens ebenso wichtig wie Norditalien.

Durch die Grenzkontrollen haben sich in Tschechien vor den Autobahn-Grenzübergängen nach Deutschland kilometerlange Staus gebildet. Auf der E50/D5 in Richtung Nürnberg bildete sich vorübergehend eine mehr als 20 Kilometer lange Lkw-Kolonne.

(anw)