Autonomer Lastwagen absolviert erste Autobahntour

Lastwagen verursachen immer wieder schwere Unfälle. Das soll ein Ende haben. Das Zauberwort heißt autonomes Fahren, bei dem Lkw per Autopilot gesteuert werden. Nun gab es eine Premiere. Doch zahlreiche weitere Schritte müssen noch folgen.

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 Mercedes-Benz Actros 1845

 Mercedes-Benz Actros 1845 (Symbolbild)

(Bild: Daimler)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Premiere für schwere Lasten auf Autobahnen: Erstmals ist ein selbstfahrender Lastwagen über eine öffentliche Straße in Deutschland gerollt. Dabei saß Daimler-Nutzfahrzeugvorstand Wolfgang Bernhard allerdings noch am Steuer des Mercedes-Benz Actros – beim teilautonomen Fahren muss ein Mensch weiter im Cockpit sein und jederzeit eingreifen können. Während der Fahrt schaltete Bernhard den Autopilot ein, der für den Großteil der Testfahrt auf der Autobahn 8 bei Stuttgart die Steuerung übernahm. Bis solche Autopilot-Funktionen im großen Stil in den Markt kommen, dürfte es aber noch Jahre dauern.

Bernhard bezeichnete die Testfahrt als wichtigen Schritt hin zu marktreifen Autopilot-Lastern. Im Flieger sei ein Mensch für Starts und Landungen zuständig, in der Luft werde dann aber auf Autopilot umgeschaltet – ähnlich könnte dies auch im Lkw-Verkehr sein, so der Manager mit Blick auf die getestete Daimler-Technik namens Highway Pilot.

Autonomer Mercedes-Benz Actros (10 Bilder)

Mercedes-Benz Actros 1845 und Mercedes-Benz Actros 1853
(Bild: Daimler)

Zu den Vorteilen sagte Bernhard: "Der Highway Pilot bringt mehr Sicherheit, weil er immer zu hundert Prozent da ist, er wird nie abgelenkt, er wird nie müde, er lässt in der Konzentration nicht nach – das heißt: mehr Sicherheit." Zudem sinke der Spritverbrauch, weil gleichmäßiger und damit effizienter gefahren werde.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann war als prominenter Beifahrer mit dabei. Der Grünenpolitiker signalisierte seine Unterstützung für etwaige Gesetzesänderungen, die notwendig sind für die Markteinführung der Autopilot-Lastwagen.

Bisher muss der Fahrer beide Hände am Steuer haben. Künftig soll er sich aber mit anderen Dingen beschäftigen können, etwa Lesen. Bei den Daimler-Testfahrten ist dies noch nicht der Fall, hier muss der Fahrer zwar nicht die Hände am Steuer haben, er muss aber weiter die Straße im Blick haben.

Kritische Punkte beim Thema autonomes Fahren sind Datenschutz-Aspekte und Haftungsfragen – wer ist schuld, wenn doch ein Unfall passiert? Bernhard sagte, im jetzigen Stadium sei dies eindeutig noch der Fahrer, der ja die Kontrolle über die Lenkung habe. Auf der nächsten Stufe – wenn also der Fahrer nicht mehr auf die Straße sehen muss – müsse man solche Fragen noch klären.

Unterdessen meldete sich auch ein Daimler-Konkurrent zum Thema autonomes Fahren zu Wort. Die Opel-Mutter General Motors erklärte, sie wolle ab Ende 2016 eine Flotte selbstfahrender Autos rund um Detroit testen. Die umgebauten Fahrzeuge des Modells Volt mit Elektro-Antrieb sollen Mitarbeitern eines GM-Forschungszentrums für Fahrten zur Verfügung stehen. Google testet bereits seit 2009 selbstfahrende Fahrzeuge in Kalifornien und entwickelte inzwischen selbst den Prototypen eines elektrischen Zweisitzers mit Computer-Steuerung. Daimler selbst erwarb in diesem Sommer die Lizenz, im US-Bundesstaat Nevada autonome Lkw im öffentlichen Verkehr fahren zu lassen. (mit Material der dpa) / (anw)