Autonomes Fahren: Mercedes "Drive Pilot" erhält Zulassung für Kalifornien

Nach Nevada erlaubt jetzt auch Kalifornien Mercedes hochautomatisierte Fahren nach Level 3 auf Freeways. Erste Fahrzeuge sollen Ende 2023 geliefert werden.

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(Bild: rkl_foto / Shutterstock.com)

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Mercedes‑Benz kann in den USA einen weiteren Erfolg auf dem Weg zum autonomen Fahren verbuchen. Der Stuttgarter Autobauer hat für seine Technik "Drive Pilot" die Zertifizierung für hochautomatisiertes Fahren nach SAE Level 3 auf den autobahnähnlichen Freeways durch die kalifornischen Behörden erhalten. Der Hersteller spricht von einem weiteren Meilenstein, da er damit der weltweit erste und einzige sei, der ein Level 3-System im bevölkerungsreichsten US-Bundesstaat einführen dürfe. Bereits im Januar hatte der Nachbar-Bundesstaat Nevada bestätigt, dass der "Autopilot" der Stuttgarter den dortigen Bestimmungen für autonome Fahrzeuge entspricht.

Drive Pilot wird laut Mercedes auf dem US-Markt als Sonderausstattung im Rahmen der sogenannten "Me Connect"-Dienste für die Modelle S‑Klasse und EQS im Modelljahr 2024 erhältlich sein. Die ersten Fahrzeuge sollen "voraussichtlich Ende 2023" an Endkunden ausgeliefert werden. In den USA setzt jeder Bundesstaat eine separate Zertifizierung voraus. Der Konzern beabsichtigt, das Fahrsystem auch "in weiteren Märkten anzubieten". Bis Ende dieser Dekade soll dabei hochautomatisiertes Fahren auf der Autobahn bis 130 km/h möglich werden. Als Zwischenschritt will Mercedes seinen Kunden in Deutschland eine Ausbaustufe verfügbar machen mit der Option, circa 90 km/h hochautomatisiert "einem Vorausfahrer auf der Autobahn folgen zu können". Die rechtlichen Grundlagen dafür sind gegeben.

Bis dahin ist es aber noch ein Stückchen. Drive Pilot ist bislang auf sehr konkrete Situationen beschränkt. So funktioniert er nur auf öffentlichen Freeways bei Geschwindigkeiten bis zu 40 mph (etwa 60 km/h) und nur, solange der Abstand zum davor fahrenden Fahrzeug nicht zu groß wird. Neben Streckenverlauf und Verkehrszeichen berücksichtigt das System nach Herstellerangaben auch unerwartet auftretende Verkehrssituationen und bewältigt diese etwa durch Ausweichen oder Bremsen.

SAE Level 3 steht für zeitweises selbsttätiges Fahren innerhalb eines bestimmten Szenarios. Das System übernimmt dabei bestimmte Fahraufgaben und beherrscht die Längs- und Querführung. Die Person am Steuer braucht das Geschehen auf der Straße nicht permanent zu überwachen. Sie muss allerdings jederzeit in der Lage sein, innerhalb einer "ausreichenden Zeitspanne" einzugreifen und die Kontrolle zu übernahmen, wenn die Maschine mit der Situation überfordert ist.

Drive Pilot baut auf der Umfeldsensorik eines größeren Fahrassistenzpakets von Mercedes auf und umfasst zusätzliche Sensoren. Dazu gehören neben Lidar auch Mikrofone und eine Kamera in der Heckscheibe zur Erkennung von Einsatzfahrzeugen, sowie ein Nässesensor im Radkasten. Ein mit der Technik ausgestattetes Fahrzeug verfügt ferner über redundante Lenk- und Bremssysteme sowie ein zweites Bordnetz, so dass es auch im unwahrscheinlichen Fall einer Störung manövrierfähig bleibt und eine sichere Übergabe an den Fahrer gewährleisten kann. Mercedes arbeitet bei der Entwicklung unter anderem mit Nvidia und Luminar zusammen.

(axk)