Autozulassung nur noch persönlich: KBA sperrt Anfang Januar viele iKfz-Portale
In wenigen Tagen will das Kraftfahrt-Bundesamt die digitale Autozulassung für viele Städte und Kreise sperren. Bürgern bleibt dann nur noch der Gang zum Amt.
Von Anfang Januar an werden viele Bürger und Unternehmen keine Autos mehr über das Internet an-, um- oder abmelden können. Denn das Kraftfahrt-Bundesamt wird Städten und Landkreisen, die die Sicherheitsanforderungen des KBA nicht erfüllen, den Zugang zu seinen zentralen Systemen für die digitale Zulassung (i-Kfz) sperren. Nach Informationen von c't werden voraussichtlich 25 bis 30 Prozent aller i-Kfz-Portale gesperrt. Überdurchschnittlich stark betroffen sein werden demnach die ostdeutschen Bundesländer, abgesehen von Berlin und Brandenburg. Aber auch in anderen Bundesländern werden voraussichtlich Portale einzelner Städte und Kreise gesperrt.
Hintergrund der geplanten Sperrungen sind die sogenannten Mindestsicherheitsanforderungen (MSA) des Kraftfahrt-Bundesamts. Diese basieren auf dem ISO-Standard 27001 für IT-Sicherheit, der Nachweis erfolgt über zertifizierte Audits und Penetrationstests. Die Einhaltung sei für "die IT-Sicherheit des gesamten i-Kfz-Systems einschließlich der zentralen Systeme des KBA eine unabdingbare Voraussetzung", erklärte ein Sprecher des KBA auf Anfrage von c't. Die Erfordernis sei den Bundesländern und den Zulassungsbehörden "langfristig bekannt". Im Oktober hatte das KBA den Kommunen eine letzte Frist bis Jahresende gesetzt. Mit einem "Zwischennachweis" ist eine Verlängerung bis April möglich.
Zulassung vor Ort teurer
Wenn das i-Kfz-Portal einer Stadt oder eines Landkreises vom KBA gesperrt wird, bleibt nur noch der Gang zur örtlichen Zulassungsstelle. Das kostet in der Regel nicht nur mehr Zeit, auch die Gebühren sind bei der Vor-Ort-Zulassung höher. Erst im September hatten zahlreiche Städte und Landkreise die Stufe 4 von i-Kfz eingeführt, mit der die digitale Neuzulassung vereinfacht wurde und die Gebühren für i-Kfz gesenkt wurden.
Laut dem iKfz-Softwareanbieter Telecomputer erfüllen voraussichtlich vor allem Kommunen die KBA-Anforderungen nicht, die ihr iKfz-Portal selbst betreiben, statt den Betrieb an ein Rechenzentrum ausgelagert zu haben. Aber auch einige Rechenzentrumsbetreiber müssten den Nachweis noch erbringen, sagte Andreas Günther, Leiter Strategische Geschäftsentwicklung und CIO bei Telecomputer. Das Rechenzentrum der Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB) habe am 15. Dezember 2023 "als erstes Rechenzentrum in Deutschland" die Erlaubnis des KBA erlangt. Der Betreiber Regio-IT aus Nordrhein-Westfalen habe diese Erlaubnis ebenfalls, andere kommunale Dienstleister arbeiteten mit Hochdruck daran. Telecomputer gehört als Tochterunternehmen zur AKDB.
iKfz: Lange Leidensgeschichte
Mitte Dezember war der Dienstleister Premiumzulasser noch davon ausgegangen, dass das KBA zwei Drittel aller iKfz-Portale sperrt. Auch wenn es nun voraussichtlich weniger Kommunen trifft, sind die Sperrungen ein Rückschlag für die digitale Zulassung, die seit vielen Jahren nicht richtig in Gang kommt. Die Sperrungen dürften auch die Diskussion um die dezentrale Ausgestaltung von iKfz erneut befeuern: In Deutschland legt zwar der Bund die Regeln für die Zulassung bundesweit einheitlich fest, für die Ausführung sind jedoch die Kommunen zuständig. Daher betreiben die Kommunen und Landkreise dezentrale iKfz-Portale.
(cwo)