Axel Springer setzt auf Bezahlinhalte

Die Axel Springer AG will ab Herbst auf Smartphones Inhalte seiner Zeitungen und Zeitschriften kostenpflichtig anbieten. Später sollen auch die Inhalte von Tageszeitungen im Web folgen.

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Der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG, Mathias Döpfner, will seine Internet-Inhalte auf Smartphones nur noch gegen Gebühr anbieten. Der Verlag entwickle Apps für das iPhone, über die welt.mobil, bild.mobil oder computerbild.mobil bezahlt und quasi abonniert würden. "Im Herbst gehen wir damit auf den Markt", sagte er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die Zahlungsbereitschaft sei gerade bei Mobilfunkkunden groß. Weit über die Hälfte der Zugriffe auf mobile Inhalte der Axel Springer AG kämen von iPhones.

Axel Springer will auch versuchen, im herkömmlichen Web Inhalte seiner Zeitungen gegen Geld anzubieten. In den Regionalzeitungen sollen allgemeine Nachrichten für den Leser gratis bleiben, "Premium-Inhalte" Geld kosten. "Wer etwa die Exklusivgeschichte aus der Stadtverordnetensitzung lesen, das Archiv oder den Staumelder nutzen will, muss zahlen." Paid Content setze allerdings voraus, dass die Nachrichten und vor allem ihre Aufbereitung im Internet künftig kreativer, exklusiver oder individueller sind als heute.

Die Entwicklung des Internets sei nicht statisch, sagte Döpfner. Anfangs sei es den Verlagen um Reichweite gegangen und darum, das Konsumenteninteresse zu wecken. "Heute befinden wir uns in einer reiferen Phase." Geburtsfehler – wie "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann das kostenlose Internet nannte – ließen sich aber nicht schnell kurieren. Die Leser hätten über Jahrhunderte bewiesen, dass sie bereit sind, für attraktive Inhalte Geld zu bezahlen. Bevor über Bezahlmodelle nachgedacht werde, müsse aber beantwortet werden, warum der angebotene Journalismus für die Leser attraktiv, unverwechselbar und unverzichtbar ist. Das habe Axel Springer in den vergangenen Wochen vor allem mit einer Überarbeitung seiner mobilen Angebote getan.

Döpfner hatte im März als Ziel ausgegeben, dass spätestens in zehn Jahren mindestens die Hälfte von Umsatz und Gewinn aus dem digitalen Geschäft kommen. Nach jüngsten Zahlen liegt der Beitrag des digitalen Geschäfts am Gesamtumsatz des Verlags bei 16 Prozent. Döpfner bezeichnete es nun als "heilige Verantwortung" der Verleger, alles zu versuchen, um eine Wirtschaftsgrundlage für die digitale Welt zu schaffen. Auch wenn Angebote wie Spiegel online schon vor Jahren mit kostenpflichtigen Inhalten nicht angekommen seien, bedeute das nicht, dass die Strategie in einem weiteren Anlauf immer noch nicht funktioniere. Das Wall Street Journal mache mit kostenpflichtigen Inhalten jährlich 100 Millionen US-Dollar zusätzlichen Umsatz.

Falls das Bezahlmodell scheitert, wolle Axel Springer nicht etwa an Anzeigenerlösen von Google beteiligt werden oder Subventionen vom Staat fordern. Eher biete es sich wie in der Musikbranche an, eine Verwertungsgesellschaft für Inhalte-Nutzung durch Firmenkunden und die Zweitverwertung von Inhalten zu betreiben. Der Verlag trete für das gesetzliche Leistungsschutzrecht eine. Die Politik könne den Verlagen helfen, indem sie Wettbewerbsverzerrung durch die Öffentlich-Rechtlichen einschränkt. (anw)