Weniger Facebook, mehr Youtube: Firmen verpassen Jugendliche bei Azubi-Suche

Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt, Jugendliche ohne Stelle – das liegt auch an fehlgeleiteter Kommunikation, so eine Studie. Wo sich Firmen und Azubis finden.

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Ein Azubi schraubt an einem Rechner, der Ausbilder sieht zu

Oft finden Stellenanzeigen für Ausbildungsplätze und potenzielle Azubis auf Social Media nicht zueinander.

(Bild: ALPA PROD/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Betriebe und Jugendliche verpassen sich bei der Ausbildungsplatzsuche oft. Firmen werben an Stellen, wo potenzielle Auszubildende gar nicht – oder nur zum geringen Teil – nach einem Platz suchen, zum Beispiel auf Facebook. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) und die Bertelsmann Stiftung haben untersucht, warum Unternehmen und potenzielle Azubis sich nicht finden.

Im September starten zahlreiche junge Menschen in eine Ausbildung. Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze erreichte zuletzt mit mehr als 73.000 allerdings einen Rekordwert. Dem stehen 63.000 Jugendliche gegenüber, die keinen Ausbildungsplatz bekommen haben oder sich eine Alternative suchten.

Abseits unpassender Qualifikationen oder Interessen sowie etwa zu großer Entfernung zwischen Wohnort und Arbeitsstätte laufen beide Parteien offenbar auch bei der Suche schon aneinander vorbei. 87,1 Prozent der 14- bis 25-Jährigen informierten sich laut der Studie über Online-Stellenausschreibungen, etwa auf digitalen Jobportalen oder auf Karriere-Seiten von Unternehmen. Das erfüllten aber nur 73,1 Prozent der Unternehmen. 55,5 Prozent der Jugendlichen gucken auch in Zeitungen oder an schwarzen Brettern nach Ausschreibungen. Dort sind aber nur 42,4 Prozent der Unternehmen unterwegs. Ähnlich viele Jugendliche und Unternehmen setzen auf die Vermittlung durch die Bundesagentur für Arbeit und Social-Media-Kanäle.

Genauer betrachtet zeigt sich aber, dass auch hier viel Kommunikation ins Leere läuft: So suchten laut der Studie beispielsweise 70 Prozent der Unternehmen auf Facebook nach Auszubildenden. Von den befragten Jugendlichen suchten allerdings nur 25 Prozent auf dieser Plattform nach entsprechenden Stellen. Stattdessen ist fast jeder zweite Jugendliche (46,9 Prozent) auf der Videoplattform Youtube unterwegs – aber nur jedes fünfte Unternehmen (18 Prozent) bewirbt dort seine Ausbildung.

Am häufigsten sind Jugendliche wie Unternehmen bei Instagram auf der Suche. Diesen Kanal nutzen 57,9 Prozent der jungen Menschen und 75,6 Prozent der Unternehmen. Auch bei Whatsapp, Tiktok und Snapchat halten deutlich mehr potenzielle Auszubildende Ausschau nach einer Ausbildungsstelle als Unternehmen bewerben: Bei Whatsapp stehen 38,3 Prozent Jugendliche 20,9 Prozent Unternehmen gegenüber, bei Snapchat schauen 19,4 Prozent junge Menschen und treffen dort auf 3,4 Prozent der Unternehmen. Eine ebenfalls große Lücke klafft bei der Nutzung von Tiktok: 30,4 Prozent der befragten Jugendlichen nutzen diesen Kanal bei der Ausbildungsplatzsuche, doch nur 3,6 Prozent der Firmen informieren dort auch über ihre Ausbildungsstellen. Bei LinkedIn und Xing ist das Verhältnis wieder ausgewogener: Hier werben 41 Prozent der Unternehmen und 28,3 Prozent der Jugendlichen sind dort aktiv.

Für die Untersuchung befragte das Markt- und Meinungsforschungsinstitut iconkids & youth international research GmbH im Februar und März insgesamt 1729 Personen im Alter von 14 bis 25 Jahren. Grundgesamtheit ist die Wohnbevölkerung dieser Altersgruppe in Deutschland. Die Unternehmen wurden im Rahmen des IW-Personalpanels von März bis Mai befragt. Es haben 895 Unternehmen teilgenommen. Davon haben 441 die Fragen zum Thema Berufsausbildung und 885 die Fragen zum Image der Ausbildung beantwortet.

(are)