Bastelrechner NanoPC-T4 und ROCKPro64: Mehr Raspi-Konkurrenz mit Rockchip

Leistungsfähige Raspi-Konkurrenten setzen zunehmend auf den Chip-Hersteller Rockchip. Zwei neue RK3399-Boards eröffnen die Alternative: kompakt oder günstig?

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NanoPC T4: ein blaues Board

(Bild: FriendlyElec)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Peter Eisner
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Ein Einplatinenrechner à la Raspberry Pi kann nur so viel, wie das jeweils verbaute System-on-a-Chip (SoC). Auf der Suche nach mehr Performance in der an sich leistungsschwachen Geräteklasse setzen die Produzenten der Bastelrechner zunehmend auf den SoC-Lieferanten Rockchip.

Dessen Flaggschiff – der RK3399 – ist das SoC der Wahl für den nächsten Odroid. Auch Orange-Pi-Hersteller Xunlong hat ein entsprechendes Board im Programm. Nun gibt es weitere Angebote von NanoPi-Hersteller FriendlyElec und von Pine64.

FriendlyElec bewirbt seinen NanoPC-T4 als das kleinste aller RK3399-Boards. Die Platine misst 100 mm × 64 mm, sodass die Grundfläche einschließlich der überstehenden Anschlussbuchsen ungefähr dem Format eines alten Personalausweises entspricht. Bei Superlativen darf man gerne etwas misstrauisch sein – und tatsächlich bietet 96rocks eine kleinere Alternative an, die derzeit nur vorbestellbar ist.

In der Vielfalt der Schnittstellen des NanoPC-T4 finden sich einige Besonderheiten. Eine USB-Buchse vom Typ C kann wahlweise für USB-3.0 oder als Display-Port genutzt werden. Zusätzlich steht ein weiterer USB-3.0-Anschluss vom Typ A bereit. Als weitere Option zur Grafikausgabe abseits des üblichen HDMI-Ports (HDMI 2.0a) lassen sich LCDs an einen Embedded Display Port (eDP 1.3) anschließen.

Viele Schnittstellen: der NanoPC-T4 bringt unter anderem USB-3.0 und einen Steckplatz für M.2-SSDs mit.

(Bild: FriendlyElec)

Spannend ist die Frage, was die jeweiligen Board-Designer aus den vier PCI-Express-Lanes des RK3399 machen (PCIe 2.1). FriendlyElec reicht sie auf die Unterseite der Platine zu einem M.2-Sockel durch. Dort können passende M.2-SSDs verbaut werden (22 mm × 80 mm, M Key), sofern der 16 GB große eMMC Speicher oder SD-Karten nicht ausreichen. Die theoretische Bandbreite der Anbindung liegt bei etwa zwei Gigabyte pro Sekunde. Zwar können nur Benchmarks zeigen, wie viel davon in der Praxis übrig bleibt. Doch deuten erste Tests in der Armbian-Community auf eine – gegenüber anderen Schnittstellen – deutlich höhere I/O-Leistung hin.

Für mehr als ausreichende Konnektivität sorgt neben dem Gigabit-Ethernet-Anschluss die verbaute WLAN-Lösung. Das Modul von Ampak (AP6356S) unterstützt sowohl 2,4-GHz- als auch 5-GHz-Netzwerke und MIMO (Multiple-Input/Multiple Output) mit zwei Antennen. On-Board-Antennen gibt es keine, zwei IPEX-Stecker auf der Platine stehen für externe Antennen bereit. Zusätzlich beherrscht es Bluetooth 4.1.

Zum Basteln mit anderer Hardware gibt es eine Raspberry-Pi-ähnliche 40-polige GPIO-Pinleiste. Hier muss man ein wenig aufpassen, denn die Pins haben unterschiedliche TTL-Level. Einige arbeiten mit 3 Volt, andere mit nur 1,8 Volt.

Nicht gespart wurde beim Arbeitsspeicher: mit 4 Gigabyte LPDDR3-RAM wird die Maximalkonfiguration des RK3399 ausgenutzt. Die CPU des SoCs besteht aus sechs ungleichen Kernen. Die Big-Little-Technik von ARM vereint hier vier langsamere Cortex-A53-Kerne mit zwei schnelleren Cortex-A72-Kernen. Der Takt der 64-Bit-CPU ist mit 1,5 GHz für die kleinen und bis zu 2 GHz für die großen Kerne angegeben. In der Praxis dürfte die Leistung thermisch limitiert sein. Zwar wird der NanoPC mit einem passenden Alu-Kühler ausgeliefert. Dieser ist jedoch vergleichsweise flach. Immerhin gibt es einen dreipoligen Anschluss für einen PWM-gesteuerten 12-Volt-Lüfter. Das mitgelieferte Acryl-Gehäuse hat leider nur passende Bohrungen für einen 4-cm-Lüfter.

Angesichts der Leistungsdaten verwundert es nicht, dass der NanoPC-T4 für 129 US-Dollar über den Ladentisch geht. Im Paket enthalten sind neben dem Rechner ein Netzteil (12 V, 2 A), zwei Antennen, der Kühler, das Gehäuse und passende Schrauben.