Bauteile-Knappheit macht der Handybranche Sorgen

Wegen der explosionsartig gestiegenen Nachfrage sind Bauteile für Mobiltelefone weltweit knapp geworden. Dies droht ehrgeizige Wachstumsziele und Geschäfts-Erwartungen der Unternehmen zu schmälern.

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Von
  • Sascha Meyer
  • dpa

Auf dem Handy erscheinen Musik und Videos, blitzschnell laden sich Internet-Seiten auf das Terminal im Taschenformat: Die UMTS-Technik soll die mobile Datenwelt in einigen Jahren in neue Sphären katapultieren – und zu einer Goldgrube für die Hersteller der drahtlosen Telefone werden. Schon jetzt aber macht den Handy-Produzenten ihr bisheriger rasanter Erfolg zu schaffen. Wegen der explosionsartig gestiegenen Nachfrage sind Bauteile für Mobiltelefone weltweit knapp geworden. Dies droht ehrgeizige Wachstumsziele und Geschäfts-Erwartungen der Unternehmen zu schmälern. Viele Firmen rüsten sich mit Millionen-Investitionen, um die Kapazitäten auszubauen.

"Wir können derzeit nicht so viel produzieren, wie wir verkaufen könnten", sagt Stefan Denig, Sprecher des deutschen Herstellers Siemens. Eigentlich wollte der Münchner Konzern in diesem Jahr 30 Millionen Geräte absetzen, doch das ist nicht mehr voll zu schaffen. Mit Blick auf die viel versprechenden Marktchancen bleibt die Mobilfunksparte aber auf ehrgeizigem Kurs und peilt für das nächste Jahr einen Sprung auf 60 Millionen Stück an. Dafür sorgen sollen zusätzliche Spezialisten in den deutschen Werken und eine Firma in Singapur, die Handys im Siemens-Auftrag fertigt.

Auch das schwedische Unternehmen Ericsson, das sich einen großen Anteil am Zukunftsmarkt UMTS verspricht, kämpft mit Schwierigkeiten bei der Handy-Produktion. Weil laut Ericsson ein wichtiger Bauteile-Zulieferer Probleme hatte, musste der schwedische Konzern im ersten Halbjahr einen operativen Verlust bei Mobiltelefonen verbuchen. Mit diesem Bereich macht Ericsson aber nur ein Fünftel des Umsatzes. US-Konkurrent Motorola kündigte an, dieses Jahr nicht so viele Handys wie eigentlich geplant herzustellen. Der knappe Nachschub wird auch beim finnischen Weltmarktführer Nokia und der französischen Alcatel als Herausforderung gesehen. Engpässe habe es aber bisher nicht gegeben, heißt es bei beiden Firmen.

Dass ausgerechnet die boomende Handy-Branche nun trotz weiter hoch gesteckter Ziele leichte Rückschläge verkraften muss, erklären Experten mit dem extremen Tempo der Expansion. Die Industrie sei Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden und habe die Bauteile-Knappheit selbst geschaffen, urteilen amerikanische Beobachter. Etliche Komponenten werden zu günstigen Preisen von Zulieferfirmen produziert, die nun hart an die Grenzen der vereinbarten Mengen stoßen. Als angespannt gilt die Lage vor allem bei Display-Steuerungen, DSPs, Flash-ROM-Chips und Bauelementen für die Stromversorgung. Epcos beispielsweise, die ehemalige Bauelemente-Abteilung von Siemens, profitiert derzeit kräftig von der großen Nachfrage. Auch wenn das Wachstum der Branche vorübergehend gedrosselt scheint, sehen Analysten das künftige Marktpotenzial für die kleinen Telefone keinesfalls geschmälert – nicht zuletzt wegen des Kicks durch UMTS. Schon in diesem Jahr könnten mit 400 Millionen Stück weltweit fast vier Mal mehr Handys verkauft werden als Computer. (Sascha Meyer, dpa) / (jk)