Bericht: Chinesische Firmen können Nvidia-Chips bei Google und Microsoft mieten

Ein Embargo der USA verbietet den Export starker KI-Beschleuniger Nvidias nach China. Doch offenbar können chinesische Firmen diese Chips in US-Clouds buchen.

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Netzwerk-Hardware

(Bild: Dario Lo Presti/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Frank Schräer

China muss aufgrund von Handelsbeschränkungen der USA auf den Import von Nvidias stärksten Chips für das Training Künstlicher Intelligenz verzichten. Doch warum kaufen, wenn man auch mieten kann? Offenbar bieten Google, Microsoft und andere Cloud-Anbieter chinesischen Firmen Rechenzeit auf den KI-Beschleunigern Nvidias an, wenn diese Unternehmen Cloud-Dienstleistungen in Rechenzentren außerhalb Chinas und insbesondere in den USA buchen.

Microsoft etwa offeriert chinesischen Unternehmen Mietserver mit Nvidias A100 und H100 KI-Beschleunigern, berichtet das Magazin The Information unter Berufung auf Microsoft-Mitarbeiter, die mit diesen Diensten vertraut sind. Google lässt chinesische Kunden Dienste auf Servern nutzen, die in Rechenzentren außerhalb Chinas stehen, aber sei zuversichtlich, dabei den Exportkontrollen der USA zu genügen, heißt es seitens eines Informanten. Auf entsprechende Anfragen haben weder Microsoft noch Google-Mutter Alphabet, Nvidia oder das Handelsministerium der Vereinigten Staaten bislang reagiert.

Im Oktober 2022 hatte die US-Regierung veranlasst, dass Nvidia seine Top-Chips A100 und H100 nicht mehr nach China exportieren darf, woraufhin Nvidia die Modelle A800 und H800 vorstellte. Dabei handelte es sich im Prinzip um die regulären A/H100-Chips mit ungedrosselter Rechenleistung, deren Nvlink-Schnittstelle allerdings schlicht um ein Drittel gebremst wurde (von 600 auf 400 GByte/s), um die Exportbedingungen gerade so eben zu erfüllen.

Im Oktober 2023 reagierte das Bureau of Industry and Security (BIS) auf diesen Trick und beschränkte die Rechenleistung massiv, sodass aus der bestehenden Produktpalette nur noch Nvidias erste Tensor-GPU V100 für den Export nach China übrig blieb. Deswegen verschmähen chinesische Unternehmen Nvidias Export-Chips.

Der Biden-Regierung ist der Cloud-Ausweg Chinas bekannt und hat Anfang dieses Jahres bereits ein Rüstungsgesetz mit neuen weitreichenden Vorgaben für KI-Firmen auf den Weg gebracht. Dazu gehört, dass Cloud-Anbieter wie Amazon, Microsoft und Google der US-Regierung Bescheid geben müssen, wenn eine ausländische Firma deren Ressourcen dazu nutzt, um ein großes Sprachmodell zu trainieren.

Diese Regelung wurde Ende Januar 2024 vorab veröffentlicht und öffentlich zur Diskussion gestellt. Bis Ende April konnten Interessierte Kommentare zu dem vorgeschlagenen Dekret abgeben. Dabei ist es aber wohl geblieben, denn das US-Handelsministerium hat die Regelung bislang offenbar nicht final verabschiedet. Zumindest ist sie zum aktuellen Zeitpunkt nicht im US-Bundesregister aufgeführt.

(fds)