Bericht: Nvidia arbeitet an KI-Chip für den chinesischen Markt

Aufgrund von US-Sanktionen gegen Peking bereitet der US-Chipkonzern Nvidia eine China-Version seines neuen Flaggschiff-KI-Chips vor.

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Nvidia mit Begrünung

(Bild: Michael Vi/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Der US-Chiphersteller Nvidia arbeitet an einer Version seiner neuen Flaggschiff-KI-Chips für den chinesischen Markt, die mit den derzeitigen US-Exportkontrollen kompatibel wäre. Das berichtete am Montag exklusiv die Nachrichtenagentur Reuters und beruft sich dabei auf vier mit der Angelegenheit vertraute Quellen.

Dem Bericht zufolge soll eine China-Version von Nvidias im März vorgestellter "Blackwell"-Chipreihe im Laufe des Jahres in Serie gehen. Die neuen Prozessoren vereinen demnach zwei Siliziumquadrate, die genauso groß sind wie das bisherige Angebot des Unternehmens. Allerdings seien sie bei einigen Aufgaben, wie der Beantwortung von Chatbots, 30 Mal schneller als der Vorgänger, so Reuters.

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Bei Einführung und Vertrieb des vorläufig "B20" titulierten Chips in China wird Nvidia laut der Nachrichtenagentur mit Inspur, einem seiner wichtigsten Vertriebspartner in China, zusammenarbeiten. Die Auslieferung, so eine Quelle gegenüber Reuters, soll im zweiten Quartal 2025 beginnen. Eine öffentliche Ankündigung des US-Konzerns steht noch aus.

Hintergrund ist der Handelskrieg zwischen den USA und China. Im Jahr 2022 verschärfte die US-Regierung die Exportkontrollen für Technologie für hochmoderne Halbleiter. Washington verbietet formell den Export von vier Technologien, die für die Halbleiterherstellung benötigt werden. Begründet wurde dies mit dem Schutz von Gütern, die "vital für die nationale Sicherheit" sind, ohne dass China explizit genannt wurde. Faktisch zielen die Exportkontrollen darauf ab, Durchbrüche in der KI und im Supercomputing durch Chinas Militär zu verhindern. Die bis dato härtesten Sanktionen gegen die chinesische Halbleiterindustrie verhinderten in der Folge weitgehend die Zusammenarbeit von US- und US-nahen Firmen mit chinesischen Herstellern bei der Entwicklung von Chips mit 5nm- oder höherer Technologie.

Chinesische Technologieunternehmen haben aufgrund der US-Exportbeschränkungen mit einem weitaus begrenzteren Angebot an KI-Chips zu kämpfen als ihre US-Konkurrenten. Die fortschrittlichsten Chipsätze des Herstellers Nvidia beispielsweise sind für Chinas Unternehmen aufgrund der US-Sanktionen unerreichbar. Zuletzt gab es Meldungen, wonach der von den US-Sanktionen betroffene chinesische TikTok-Konzern ByteDance zusammen mit Broadcom an der Entwicklung eines KI-Chips arbeitet.

Nvidia hat in den vergangenen Jahren drei Chips speziell auf den chinesischen Markt entwickelt. Damit die US-Regierung den Verkauf erlaubt, musste Nvidia seine KI-Prozessoren für den China-Export aber drosseln. Nvidia soll deswegen eine erneut verlangsamte Version als H20 aufgelegt haben, die etwa halb so schnell ist wie die H100. Vorher gab es bereits die A800 und H800 mit gedrosselten Interconnects, um die US-Sanktionen zu umgehen. Die USA erließen daraufhin strengere Bestimmungen. Die chinesischen Unternehmen wiederum wollen die gedrosselten Chips von Nvidia nicht. Infolge der US-Sanktionen sank der Anteil Chinas am Umsatz von Nvidia von 26 Prozent Anfang 2022 auf rund 17 Prozent Anfang dieses Jahres. Zudem haben die strengen US-Exportkontrollen dem chinesischen Huawei-Konzern und anderen chinesischen Unternehmen geholfen, auf dem heimischen Markt für fortschrittliche KI-Prozessoren Fuß zu fassen.

Die Version eines Chips aus Nvidias Blackwell-Serie für den chinesischen Markt würde die Bemühungen des US-Herstellers unterstützen, die Herausforderungen durch die chinesische Konkurrenz abzuwehren, schreibt Reuters. Allerdings sei zu erwarten, dass die US-Regierung den Druck auf die Exportkontrollen für Halbleiter weiter erhöhen werde. Quellen zufolge möchten die USA, dass die Niederlande und Japan die Ausfuhr von Chip-Produktionsanlagen nach China weiter einschränken. Auch plane die Biden-Administration, der Ausfuhr fortschrittlicher KI-Modelle, die generative KI-Systeme wie ChatGPT antreiben, engere Grenzen zu setzen. In der vergangenen Woche berichteten Medien in den USA, dass die US-Regierung eine Maßnahme namens "Foreign Direct Product Rule" erwägt, die es Washington erlauben würde, den Verkauf eines Produkts zu verhindern, wenn es mit US-amerikanischer Technologie hergestellt wurde.

(akn)