Beschädigte Sojus-Kapsel: Russisches Ersatzraumschiff ist auf dem Weg zur ISS

Bei einem Kühlmittelleck wurde die Sojus MS-22 im Dezember irreparabel beschädigt. Nun ist der Ersatz auf dem Weg zum Außenposten der Menschheit.

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Sojus MS-22 an der ISS

(Bild: NASA)

Lesezeit: 3 Min.

In der Nacht zum Freitag ist in Russland die unbemannte Sojus-Raumkapsel MS-23 gestartet, die als Ersatz für die beschädigte MS-22 an der Internationalen Raumstation andocken soll. Nach dem Start am Freitagabend Ortszeit vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan hat die Raumkapsel sicher eine Umlaufbahn erreicht, schreibt die NASA. Zur ISS wird sie zwei Tage brauchen, am Sonntag soll sie dort ankommen. Statt einer dreiköpfigen Crew, wie ursprünglich geplant, transportiert das Raumschiff nur 420 kg Nutzlast, berichtet die russische Nachrichtenagentur Tass. An Bord sei beispielsweise dreimal so viel Essen wie normalerweise üblich.

Dass ein leeres Ersatzraumschiff zur ISS geschickt werden soll, war im Januar entschieden worden, nachdem das Raumschiff MS-22 im Dezember irreparabel beschädigt worden war. Das Kühlsystem des russischen Raumschiffs funktioniert nach einem "signifikanten Leck" nicht mehr richtig und bei einem Rückflug zur Erde würde es zu warm werden. Mit MS-22 waren die russischen Kosmonauten Sergej Prokopjew und Dmitri Petelin und ihr NASA-Kollege Frank Rubio zur ISS geflogen. Im Fall eines Notfalls auf der Raumstation würden die beiden Russen mit MS-22 und Rubio mit dem SpaceX-Raumschiff Endurance zur Erde fliegen, solange MS-23 noch nicht bereit ist. Aktuell ist geplant, dass ihre Mission verlängert wird und sie erst am 27. September mit MS-23 zur Erde zurückkehren.

Offiziell handelt es sich bei MS-23 nicht um eine Rettungsmission, sondern einen Ersatz. Gegenüber der dpa schließt sich auch der deutsche Astronaut Reinhold Ewald dieser Einschätzung an: "Die Crew ist ja nicht irgendwo gestrandet. Selbst beim Ausfall vieler Systeme gibt es bei der Sojus Mittel und Wege, die Kapsel nach Hause zu steuern." In gewisser Weise seien die Probleme auf der Erde sogar größer gewesen, denn "für die russische Raumfahrt ist das ein großer Aufwand". Die jetzt losgeschickte Sojus-Kapsel sollte eigentlich die nächste Crew zur ISS schicken. Die Änderung der Mission sei eine erhebliche Störung der Reihenfolge: "Russland produziert die nicht auf Vorrat."

Gleichzeitig gesteht auch Ewald ein, dass die ISS mit technischen Problemen zu kämpfen habe, die seien aber "erwartbar". Die Materialermüdung könne nicht so einfach gestoppt werden. Zuletzt betrafen die Schwierigkeiten aber vor allem russische Komponenten. So war erst vor wenigen Tagen auch ein Kühlmittelleck an der ebenfalls an der ISS angedockten russischen Frachtkapsel Progress MS-21 aufgetreten. In beiden Fällen wurde aus Russland ein Mikrometeorit als mögliche Ursache ins Spiel gebracht, das wäre aber extrem unwahrscheinlich. Das Frachtraumschiff wurde jetzt zur Erde zurückgeschickt und ist über dem Pazifik abgestürzt.

Auf der ISS sind aktuell neben Prokopjew, Petelin und Rubio noch Nicole Mann und Josh Cassada von der NASA, der Japaner Koichi Wakata und die Russin Anna Kikina – die vier bilden die "Crew-5". Kommende Woche soll die Crew-6 starten. Die besteht aus den US-Amerikanern Stephen Bowen und Warren Hoburg, dem Russen Andrej Fedjajew und der Sultan al-Nijadi aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Danach soll die Crew-5 zur Erde zurückkehren. Die irreparabel beschädigte Sojus-Raumkapsel MS-22 soll später unbemannt zur Erde zurückkehren.

(mho)