Bieterwettstreit um Sprint entschieden

MCI kauft Sprint -- und die Deutsche Telekom muß wohl erst einmal ihre Hoffnungen begraben, einen Fuß in den US-Telekommunikationsmarkt zu bekommen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die Übernahmeschlacht um die drittgrößte amerikanische Telefongesellschaft Sprint ist entschieden. MCI Worldcom, nach AT&T Branchenzweiter in der Telekommunikation, legte am Montag nach und erhöhte das Angebot für Sprint von 93 Milliarden auf 115 Milliarden US-Dollar. Da konnte der Aufsichtsrat von Sprint wohl nicht mehr Nein sagen; am Montag Abend akzeptierte er die Offerte von MCI. Branchenbeobachter gingen sowieso davon aus, dass Sprint MCI vorziehen werde, trotz eines Versuchs der regionalen Telefongesellschaft ("Baby-Bell") BellSouth, mit einem Gebot über 100 Milliarden US-Dollar das Rennen zu machen.

Details der Übernahme wollen Sprint und MCI im Laufe des heutigen Tages bekannt geben. MCI rückt mit dem Kauf von Sprint weiter an den Branchenprimus AT&T heran und gewinnt mit Sprints Mobilfunknetz gleich einen neuen Geschäftsbereich hinzu. Auch bei Internet-Zugängen sind beide Firmen stark vertreten. Der Zusammenschluß von MCI und Sprint stellt die größte Firmenübernahme in der Geschichte dar. Bei dem bis dato teuersten Firmenaufkauf will der US-Ölmulti Exxon 82,5 Milliarden US-Dollar für den bisherigen Konkurrenten Mobil zahlen.

Spekulationen, die mit 10 Prozent an Sprint beteiligte Deutsche Telekom wolle auch noch in die Übernahmeschlacht einsteigen, bewahrheiteten sich nicht. Auf die Telekom und ihre hochfliegenden Pläne, globaler Telekommunikationsanbieter zu werden, dürften aber schwere Zeiten zukommen. Zusammen mit France Telekom und Sprint betrieb die Telekom bislang das Konsortium GlobalOne, das sich vor allem an große Unternehmen richtet. Nach der Auseinandersetzung um die versuchte Übernahme der Telekom Italia durch die Deutsche Telekom und dem Einstieg von France Telecom bei dem D1-Konkurrenten E-Plus sieht es für GlobalOne und die Zusammenarbeit zwischen France Telekom und den Deutschen schlecht aus. Schon länger kursierten Berichte über Schwierigkeiten bei GlobalOne, nicht zuletzt gestützt durch entsprechende Bemerkungen des Telekom-Chefs Ron Sommer. Mit einem Scheitern von GlobalOne und der Sprint-Übernahme durch MCI würde die Telekom erst einmal alle Hoffnungen begraben müssen, einen Fuß in den größten Telekommunikationsmarkt der Welt zu bekommen. (jk)