Bilanzfälschungs-Verdacht gegen Phenomedia [Update]

Der Bochumer Softwarehersteller Phenomedia steht im Verdacht, im vergangenen Jahr mit frisierten Zahlen gearbeitet zu haben. Vorstandschef Markus Scheer und sein Vorstandskollege Björn Denhard seien mit sofortiger Wirkung von ihren Aufgaben entbunden worden, teilte die börsennotierte Phenomedia AG mit. Die Erfinder der Moorhuhn-Jagd wollen eine Sonderprüfung veranlassen. Es gebe Anhaltspunkte, dass der Quartalsbericht zum 30. September 2001 und der Entwurf für den Jahresabschluss unrichtig seien. Der Sonderprüfungsauftrag werde sich vorsorglich auch auf weiter zurückliegende Rechnungsperioden erstrecken. Ende März hatte Phenomedia den Jahresabschluss 2001 vorgelegt: Zwar musste der Spiele-Hersteller nach den bekannt gegebenen Zahlen Federn lassen, konnte aber laut der Bilanz noch einen Vorsteuergewinn von 1,6 Millionen Euro verbuchen.

Das Bundesaufsichtsamt für Wertpapierhandel (BAWe) kündigte inzwischen eine Überprüfung des Unternehmens an, nachdem die Aktie in den vergangenen acht Wochen um 93 Prozent an Wert verloren hatte. Sollte die Prüfung positiv ausgehen, werde das Aufsichtsamt eine förmliche Untersuchung wegen möglichen Insiderhandels einleiten, sagte eine Sprecherin der Wirtschaftsagentur dpa-AFX. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG (Berlin) erklärte, sie habe für den Jahresabschluss 2001 keinen Bestätigungsvermerk erteilt, da Phenomedia trotz mehrfacher Aufforderung noch offene Nachweise für angeblich ausstehende Forderungen bis heute nicht vorgelegt habe. An der Erstellung oder Überprüfung der Quartalsabschlüsse zum 30. Juni 2001 und 30. September 2001 sei KPMG nicht beteiligt gewesen. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Düsseldorf betonte, wenn die KPMG das Testat für den Jahresabschluss verweigere, habe Phenomedia ein Problem. DSW-Rechtsanwalt Marc Tüngler forderte vom Aufsichtsrat eine Offenlegung der angekündigten Sonderprüfung. (tol)