Börsen-Gerangel: AMD erstmals mehr wert als Intel

Nur rund ein Viertel von Intels Jahresumsatz, aber trotzdem höher bewertet: Die Börse feiert AMDs Aussichten und straft Intels ab.

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(Bild: Mark Mantel / heise online)

Lesezeit: 3 Min.

AMD hat Intel zum ersten Mal an der Börse überholt: Zum Börsenschluss am 15. Februar 2022 lag AMDs Marktkapitalisierung bei 197,63 Milliarden US-Dollar, Intels knapp dahinter bei 197,25 Milliarden US-Dollar. Zum schlagartigen Anstieg verhalf AMD die abgeschlossene Xilinx-Übernahme, für die mehr als 400 Millionen zusätzliche Aktien in Umlauf gebracht wurden. Insgesamt gibt es laut NASDAQ jetzt 1,627 Milliarden AMD-Aktien.

Mit den fast 200 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung bei einem Aktienwert von etwa 121 US-Dollar (beziehungsweise 106 Euro) ist AMD an der Börse insbesondere wegen der guten Aussichten hoch bewertet, etwa dank steigender Serveranteile mit den Epyc-Prozessoren. Intel dagegen steht bei Analysten wegen des schlechten Ausblicks in Missgunst: Die Firma erwartet, dass der Umsatz im ersten Quartal 2022 auf 18,3 Milliarden US-Dollar sinkt – knapp 11 Prozent unter Vorquartalsniveau und gut 7 Prozent unter Vorjahresniveau. Vor allem die Verkaufszahlen von Notebook-Prozessoren sollen Anfang 2022 fallen.

Zusätzlich investiert Intel Abermilliarden US-Dollar in die eigene Chipfertigung zum Ausbau der Auftragsfertigungssparte Intel Foundry Services (IFS). Die neuen Halbleiterwerke werden erst in den nächsten Jahren fertig, bringen kurzfristig also keinen Gewinn. Eine Intel-Aktie ist derzeit gut 48 US-Dollar beziehungsweise knapp 43 Euro wert – fast ein Fünftel weniger als noch vor einem Jahr. Rund 4,072 Milliarden Aktien befinden sich im Umlauf.

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Letztendlich muss AMD die eigenen CPU- und GPU-Verkäufe aber noch kräftig ankurbeln, um auch nur in die Reichweite von Intels Geschäftszahlen zu kommen. Im Jahr 2021 erwirtschaftete AMD einen Umsatz von 16,43 Milliarden US-Dollar. Addiert man den Umsatz des übernommenen FPGA-Herstellers Xilinx hinzu, waren es gut 20 Milliarden US-Dollar bei einem gemeinsamen Gewinn von knapp 4,1 Milliarden US-Dollar. Beinahe so viel Umsatz, wie AMD inklusive Xilinx erzielte, blieben bei Intel als Gewinn übrig: 19,9 Milliarden US-Dollar bei einem Umsatz von 79 Milliarden US-Dollar.

Erste Produkte, die AMD- mit Xilinx-Hardware kombinieren, sollen derweil im Jahr 2023 erscheinen. Denkbar wären etwa sogenannte Smart-NICs als Verbund schneller (GPU-)Beschleuniger mit dicken Netzwerk-Controllern, wie sie Nvidia als Data Processing Units (DPUs) und Intel als Infrastructure Processing Units (IPUs) entwickelt.

Parallelen zwischen AMD und Intel gibt es übrigens auch bei programmierbaren Logikchips (Field Programmable Gate Arrays, FPGAs): Intel übernahm 2015 den FPGA-Hersteller Altera für 16,7 Milliarden US-Dollar, aus dem die Programmable Systems Group (PSG) entstand. Letztere genießt allerdings nur moderaten Erfolg. Xilinx soll AMD nun nicht nur FPGA-Know-how liefern, sondern auch Packaging-Expertise, etwa zum Stapeln von CPUs, GPUs und Speicher.

(mma)