Börsenaufsicht erhebt Anklage gegen Ex-Nortel-Manager

Ehemalige Top-Manager des Netzwerkausrüsters, darunter auch der Ex-CEO Frank Dunn, müssen sich in Kanada und den USA für wiederholte Bilanzmanipulationen verantworten.

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Börsenaufsichtsbehörden Kanadas (Ontario Securities Commission, OSC) und der USA (Securities and Exchange Commission, SEC) haben nach langen Ermittlungen ehemalige Manager des kanadischen Telekommunikationsausrüsters Nortel wegen wiederholten Bilanzbetruges angeklagt. Nach einem Bericht des Wall Street Journal wird den Führungskräften zur Last gelegt, zwischen September 2000 und Januar 2004 die Bilanzen manipuliert zu haben, um die Umsatz- und Gewinnprognosen einzuhalten. Der ehemalige Finanzchef und CEO Frank Dunn wird ebenso beschuldigt wie der ehemalige Finanzchef Douglas Beatty sowie die ehemaligen Controller Michael Gollogly und MaryAnne Pahapill, gegen die von der OSC keine Vorwürfe erhoben werden.

Nortel hatte die vier Manager im April 2004 entlassen, nachdem die Manipulationen bei einer Überprüfung der Bilanzen entdeckt worden waren. Das Unternehmen hatte vier Geschäftsberichte korrigieren müssen und danach deutlich weniger Umsatz gemeldet. Die Belastung durch die Manipulationen soll bei rund 3,5 Milliarden US-Dollar (2,66 Milliarden Euro) liegen. Nach Klagen von Investoren musste Nortel insgesamt 2,45 Milliarden US-Dollar (1,86 Milliarden Euro) für außergerichtliche Vergleiche aufwenden.

Als überraschend gilt nach kanadischen Medienberichten, dass die Behörden den zivilrechtlichen Weg gewählt haben. In einem Strafprozess hätten den Beschuldigten bei einem Schuldspruch hohe Haftstrafen gedroht. Sollte ihre Schuld in dem Zivilverfahren nachgewiesen werden, werden sie wohl insgesamt über 10 Millionen US-Dollar erhaltener Boni erstatten und zusätzlich eine Strafe von je 1 Million US-Dollar zahlen müssen.

Während die anderen Beschuldigten und ihre Anwälte bisher nicht mit den Medien sprechen, ließ Dunn verbreiten, er sei "enttäuscht, dass nach drei Jahren die amerikanische SEC ihre Klage in derselben Sache an dem gleichen Tag vorbringt wie die Ontario Securities Commission. Ich denke, es wäre unter diesen Umständen angemessen gewesen, wenn die Behörden der Vereinigten Staaten diese Angelegenheit, die eine rein kanadische ist, der Ontario Securities Commission überlassen hätte." (vbr)