Brasilien: Behörden bitten WhatsApp um Aufschub der neuen AGB

Seite 2: Die Sorge kommt sehr spät

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Allerdings komme diese Sorge etwas spät, da WhatsApp die brasilianischen Nutzer bereits Anfang 2021 über die Änderung der Datenschutzrichtlinien informiert hat und die meisten Nutzer das Update nach Angaben WhatsApps bereits akzeptiert haben, sagte Souza weiter.

"Die Debatte über den Datenschutz und die Weiterentwicklung dieser Datensammlung in Brasilien muss dringend vorangetrieben werden. Die Plattformnutzer müssen besser wissen, was sich hinter diesen Begriffen verbirgt, und die Behörden und Institutionen müssen schneller handeln", so Souza. Sie begrüßt die Fortschritte, die es in der brasilianischen Öffentlichkeit aktuell hinsichtlich der Sensibilität für Datenschutzfragen gibt.

Auf die neuen Richtlinien wirft Joyce Souza einen kritischen Blick: "Die neuen Bedingungen der App sehen vor, dass Daten, die bei Interaktionen mit kommerziellen Konten, z. B. von Geschäften, die WhatsApp anbieten, generiert werden, von Unternehmen für zielgerichtete Werbung auf Facebook und Instagram genutzt werden können."

WhatsApp behauptet, dass die neuen Datenschutzrichtlinien sich auf Interaktionen mit Unternehmen konzentrieren und dass das Unternehmen keinen Zugriff auf die Liste der Kontakte, Tonaufnahmen oder Nachrichten, die zwischen Nutzern gesendet werden hat. Jedoch gewährleisten die neuen Datenschutzrichtlinien den Schutz der Verschlüsselung bei Konversationen mit Geschäftskonten nicht, kritisiert Souza.

Auf die Kommunikation zwischen Nutzern und kommerziellen Konten werde wahrscheinlich nicht nur Facebook zugreifen, da zum Beispiel große Einzelhandelsketten, die WhatsApp-Dienste anbieten, Online-Service-Management-Plattformen nutzen, die von anderen Technologieunternehmen angeboten werden, die ebenfalls Zugriff auf die ausgetauschten Daten und Informationen haben werden.

"Somit werden die Daten der Nutzer von verschiedenen Stellen gesammelt, und es ist in den Datenschutzrichtlinien nicht festgelegt, ob es eine Kontrolle durch Facebook gibt, welche Plattformen von Drittanbietern in diesen Geschäftskonten interagieren dürfen, und ob es für sie Anforderungen an den Datenschutz und die Sicherheit der persönlichen Daten der Nutzer gibt", sagte Joyce Souza.

Die Aktivitäten der Behörden sind Folge einer Welle von Reaktionen der Zivilgesellschaft in ganz Brasilien und Lateinamerika über die bevorstehenden Datenschutzänderungen. Weltweit hat sich eine Koalition aus Bürgern, Aktivisten und Gesetzgebern gebildet, die Facebook auffordert, seine Entscheidung zur Änderung der Datenschutzrichtlinien von WhatsApp rückgängig zu machen. Nutzer sollen in die Lage versetzt werden, ihre persönlichen Daten besser zu schützen.

Auch in Deutschland ist Kritik an den neuen Datenschutzregeln WhatsApps laut geworden. Daraufhin wurde die Einführung der neuen Nutzungsbedingungen aufgeschoben und auf den 15. Mai verlegt.

(tol)