Bundesregierung strebt Führungsrolle bei Elektromobilität an

Bis 2020 soll nach dem Willen der Bundesregierung eine Million am Stromnetz aufladbarer Autos mit Elektromotor auf deutschen Straßen fahren.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Deutschland soll nach dem Willen der Bundesregierung in den kommenden zehn Jahren zum "Leitmarkt für Elektromobilität" werden. Bis 2020 soll eine Million am Stromnetz aufladbarer Autos mit Elektromotor ("Plugin-Hybride") auf deutschen Straßen fahren, lautet die Vision der Politiker, die sie am Dienstag auf der Nationalen Strategiekonferenz Elektromobilität in Berlin verkündet haben. Mit einem auf zehn Jahre angelegten "Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität", der in Kürze dem Bundeskabinett vorgelegt werde, wollen vier Ministerien, von denen zwei von der SPD und je eines von CDU beziehungsweise CSU geführt werden, die Markteinführung von Elektrofahrzeugen und der notwendigen Infrastruktur beschleunigen.

Aus Sicht von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sind Autos, die ausschließlich mit fossilem Kraftstoff fahren , "langfristig Auslaufmodelle". Sein Parteifreund, Bundesumweltminister Sigmar Gabriel betonte, dass nur mit Ökostrom ein Elektroauto ein "echtes Nullemissions­fahrzeug" sei. Da die Batterien geparkter Elektrofahrzeuge "perspektivisch" in das Stromnetz eingebunden werden könnten und so als Pufferspeicher für die schwankenden Energieeinträge aus Windkraftanlagen und Solarkraftwerken dienen könnten, ergänzten beide Zukunftstechniken einander.

Elektromobilität biete die Chance, unabhängiger von Erdölimporten und dem stark schwankenden Preisniveau auf dem Rohölmarkt zu werden, hob die Parlamentarische Staatssekretärin im CSU-geführten Bundeswirtschaftsministerium, Dagmar Wöhrl, hervor. Sie identifizierte "leistungsfähige, bezahlbare und sichere Batteriesysteme" als eine wesentliche Voraussetzung für die breite Markteinführung. Bei Energie­speichern, Fahrzeugtechnik und Netzintegration seien noch beträchtliche Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen erforderlich. Auch bei Normung und Standardisierung, Ordnungsrecht, Recycling sowie Aus- und Weiterbildung bestehe Handlungsbedarf.

Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatssekretär im CDU-geführten Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), bezeichnete Lithium-Ionen-Akkus als eine entscheidende Schlüsseltechnik bei Energiespeichern für Autos. Für Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Li-Ion-Technik habe sich bereits ein Industriekonsortium verpflichtet, in den nächsten Jahren 360 Millionen Euro zu investieren. Das BMBF werde in den nächsten vier Jahren für diese Technik 60 Millionen Euro zur Verfügung stellen.

Die Chefs der Energiekonzerne E.ON und RWE, Wulf Bernotat und Jürgen Großmann, bekräftigten ihre Mitwirkung bei der Stromversorgung der Autobatterien und bei intelligenten Messsystemen. Wind- und Sonnen-Energie, die nicht immer gleichermaßen verfügbar sind, könnten erstmals in solchen Batterien gespeichert werden. Damit komme man ein großes Stück voran. Bei Elektroautos gehen E.ON und VW einerseits zusammen sowie RWE und Daimler andererseits. Die Branche der Erneuerbaren Energien forderte die Autobranche auf, nicht mit den Kohle- und Atomstromerzeugern, sondern mit ihnen zusammenzuarbeiten.

In Berlin nehmen an der bis heute tagenden Konferenz rund 400 Experten und Entscheidungsträger aus Automobil- und Zulieferindustrie, Energiewirtschaft, Batterieforschung, IKT-Branche, Umweltverbänden sowie Politik und Verwaltung teil. Ebenfalls in Berlin kündigten am Dienstag der Autohersteller BMW-Mini sowie der Energiekonzern Vattenfall an, in der Bundeshauptstadt im Frühjahr 2009 einen Alltagsversuch mit 50 Mini E und öffentlich zugänglichen Stromladesäulen zu beginnen. Bereits im September hatten Daimler und RWE unter dem Namen "E-Mobility Berlin" ein ähnliches Projekt vorgestellt, das Ende 2009 starten soll.

Siehe dazu auch:

(ssu/heise Autos) / (anw)