Chaos bei Twitter: Banken wollen Kredite verhökern, drohender Konflikt mit FTC

Nicht nur auf, sondern auch bei Twitter herrscht Chaos. Das macht auch vor Elon Musks Partnern nicht halt. Banken wollen Kredite mit hohen Abschlägen loswerden.

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(Bild: Tada Images/Shutterstock.com/heise online)

Lesezeit: 3 Min.

Banken, die Elon Musk bei der Übernahme von Twitter geholfen haben, versuchen die Schulden offenbar an Investoren weiterzureichen und nehmen dafür Abschläge von bis zu 30 Prozent in Kauf. Interessenten forderten aber 40 Prozent, berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg und erklärt, dass es die höchsten derartigen Abschläge seit zehn Jahren wären. Das unterstreicht, in welch schwierige Position sich die Banken mit der Finanzierung von Musks Twitter-Übernahme gebracht haben.

Parallel dazu mehren sich Befürchtungen, dass es mit Twitter zu Ende gehen könnte. Intern hat Elon Musk bereits vor der Insolvenz gewarnt. Zugleich steuert das Unternehmen offenbar auf einen Konflikt mit der US-Wettbewerbsaufsicht FTC zu. Von der könnten Twitter wohl nicht nur Milliardenstrafen drohen, auf Twitter-Angestellte könnten schlimmstenfalls gar Gefängnisstrafen zukommen, melden US-Medien.

Elon Musk gilt zwar immer noch als der reichste Mensch der Welt, bei der Finanzierung der Twitter-Übernahme ist er aber von mehreren Großbanken unterstützt worden. Sieben Geldinstitute um Morgan Stanley, Bank of America, Barclays und die Mitsubishi UFJ Financial Group haben insgesamt rund 13 Milliarden US-Dollar übernommen. Der Plan der Banken war offenbar, zumindest einen Teil der Schulden kurzfristig auf dem Kreditmarkt abzustoßen. Der ist seither aber unter Druck geraten.

Inzwischen bieten die Banken dem Bloomberg-Bericht zufolge die Hälfte der Kredite möglichen Investoren an. Selbst wenn sie die mit den erwünschten Abschlägen von 30 statt 40 Prozent verkaufen können, geht es insgesamt um einen Milliardenverlust. Hinzu kommen demnach Verluste, die bei den verbleibenden Krediten allein wegen der Zinssteigerungen der vergangenen Monate anfallen.

Die Stimmung bei Twitter ist gedrückt. Intern hat der neue Twitter-Chef bereits einen massiven Umsatzverlust in den vergangenen Tagen eingeräumt. Deswegen habe er Tesla-Aktien im Wert von vier Milliarden US-Dollar verkaufen müssen. Zu den bisherigen finanziellen Sorgen könnten neue hinzukommen, sollte es jetzt zu einem Konflikt mit der FTC kommen. Mit der hat Twitter bereits vor über zehn Jahren eine striktere Aufsicht und strengere Kontrollen vereinbart, das Übereinkommen wurde Anfang des Jahres erneuert.

Bei Nichteinhaltung kann Twitter zu empfindlichen Geldstrafen verpflichtet werden, Twitter Angestellten drohen laut Techdirt unter Umständen aber sogar Gefängnisstrafen. Wohl auch deshalb hat Twitter am Donnerstag weitere hochrangige Angestellte verloren. Der aktuelle Chef der Rechtsabteilung hat derweil laut The Verge intern versichert: "Elon bringt Raketen ins All, er hat keine Angst vor der FTC".

Die Aufsichtsbehörde hat bereits ihre "tiefe Besorgnis" ausgedrückt: "Kein CEO oder Unternehmen steht über dem Recht", sagte ein hoher FTC-Manager. Die FTC hatte Twitter unter anderem aufgetragen, bei der neue Produkte vor der Einführung auf Sicherheit und Datenschutz zu prüfen. US-Medienberichten zufolge versicherte Musk in einer internen E-Mail, Twitter werde alles tun, um die Auflagen der Behörde zu erfüllen.

(mho)