Chatten per Mail: Open-Source-Veteranen wollen WhatsApp Konkurrenz machen

Seite 2: Vertrauenswürdiges Chatten

Inhaltsverzeichnis

Der Coi-Client soll später alle Funktionen haben, die auch WhatsApp & Co. bieten.

(Bild: OX (Screenshot))

Für vollen Funktionsumfang braucht COI einen IMAP-Server mit COI-Erweiterungen. Liegt ein solcher nicht vor, kann es mit Abstrichen auch einen üblichen IMAP-Server nutzen, Voraussetzung ist die IMAP-Version 4.1. Deshalb könne man für rudimentäre Chats jedes Mail-Programm verwenden, das gemäß IMAP 4.1 kommuniziert. Beispiele sind Apple Mail oder Microsoft Outlook. Konkret wird die erste Nachricht "ganz normal" versendet, wie Laguna erläutert. Wenn der Empfänger mit einem COI-fähigen Client antwortet, kommt seine Botschaft direkt zum Server des Absenders zurück. Schicken beide Seiten spezielle Token mit, bauen sie eine "vertrauenswürdige Verbindung" auf – mit dem vollem Funktionsumfang und einer Echtzeit-Beziehung. Andernfalls fehlten einige der "schicken Messenger-Features" wie etwa Bestätigungen, dass das Gegenüber eine Botschaft erhalten und gelesen hat.

Möglich seien noch weitere Funktionen, darunter einmalige Sitzungsschlüssel gemäß Perfect Forward Secrecy, spezielle Kanäle und virtuelle Gruppen zum Chatten, schwärmt der Gründer. Angebote für die Team-Kommunikation wie beim Slack-Messenger könnten ebenfalls eingebaut werden.

Als "hakeliges Thema" bezeichnet OX-Produktmanager Robert Virkus noch die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. PGP oder GnuPG seien mit E-Mail und so auch mit der Chat-Erweiterung kompatibel, doch bekanntlich ist das Schlüsselmanagement schwierig. Virkus setzt daher etwa auf Autocrypt, um die erforderlichen Keys automatisch zu generieren. Aussichtsreich sei auch der neue Standard Messaging Layer Security (MLS) für eine Verschlüsselung auf Nachrichtenebene.

Die App "OX Talk" ist ein erster COI-Client, den OX am Dienstag erstmals auf dem Cloudfest in Rust vorgestellt hat. Sie ist für Android und iOS konzipiert und befindet sich noch in einer frühen Entwicklungsphase. Mit einem fertigen Produkt rechnet Laguna im Herbst. Die Firma sei in Gesprächen mit der "Tech-Community" und dort vor allem mit den Entwicklern von Delta-Chat, Spike oder Thunderbird.

"Wir müssen tolle Clients haben, die mithalten können", ist sich Laguna sicher. Das Schöne am offenen Modell sei gerade, "dass die ganze Community mitmachen kann". Wer derzeit an einem Messenger bastelt oder Systeme wie Jabber oder Matrix.org fortentwickeln will, kann mit COI auf einen Schlag eine viel größere Reichweite erhalten. (olb)