Chef von AOL Time Warner unter Druck
Der Verwaltungsrat des US-amerikanischen Mediengiganten AOL Time Warner will offenbar seinen Vorstandsvorsitzenden Steve Case loswerden.
Der Verwaltungsrat des US-amerikanischen Mediengiganten AOL Time Warner will offenbar seinen Vorstandsvorsitzenden Steve Case loswerden. Die New York Times berichtet aber auch, dass Case genug Unterstützung hätte, um einem möglichen Votum zu trotzen. Der AOL-Gründer wehrt sich gegen einen eventuellen Hinauswurf. Case muss nun drei der insgesamt 14 stimmberechtigten Verwaltungsrats-Mitglieder für sich überzeugen, denn es braucht eine Drei-Viertel-Mehrheit, um ihn seines Amtes zu entheben. Die Entscheidung könnte schon am Donnerstag fallen.
Case steht bei den Aktionären unter heftiger Kritik, denn seitdem er die Fusion mit Time Warner unter Dach und Fach gebracht hatte, fielen die Aktien bis heute um 70 Prozent. Erste Hauptaktionäre sollen bereits ihren Einfluss geltend gemacht haben. Falls der Verwaltungsrat gegen eine Absetzung ihres Vorsitzenden stimmt, hätten die Aktionäre aber erst auf der Hauptversammlung im Frühjahr 2003 Gelegenheit, gegen Case zu stimmen.
Im Laufe dieses Jahres gab es bereits einige Führungswechsel. Anfang Mai räumte der frühere Direktor Gerald M. Levin, der sich seinerzeit ebenfalls für die Fusion ausgesprochen hatte, seinen Posten. Nachdem in diesem Sommer auch der COO Robert W. Pittman zurücktrat, konzentriert sich die Kritik allein auf Case, "letzter Überlebender" des ehemaligen AOL Managements. Pittman war an der Aufgabe gescheitert, den unter der Flaute der Internet-Branche leidenden Online-Dienst AOL wieder auf Kurs zu bringen.
Derweil trägt die jüngst erfolgte Umstrukturierung des AOL-Managements anscheinend erste Früchte. Einem Bericht des Wall Street Journal zufolge will Jonathan Miller, der erst vor wenigen Tagen mit der Leitung der Schlüsselbereiche AOL Brand, Interactive Marketing and AOL Broadband betraut wurde, seinen Breitband-Dienst im nächsten Monat mit attraktiveren Inhalten voranbringen. Geplant sei, die angebotenen hochauflösenden Filme und CD-Musikstücke mit bereits integrierten Softwareplayern ins Web zu stellen. (Christopher Hippler) / (anw)
