China will globales Satelliten-Navigationssystem bis 2015 fertigstellen

China wird sein bisher lediglich fünf Satelliten umfassendes Navigationssystem Compass zügig für eine globale Abdeckung ausbauen und tritt damit in Konkurrenz zu den USA (GPS), Russland (GLONASS) und Europa (Galileo).

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

China wird nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua sein bisher fünf Satelliten umfassendes Navigationssystem Compass (früher Beidou) erheblich ausbauen. Bis zum Jahr 2015 sollen mehr als 30 chinesische Navigationssatelliten im All positioniert werden, die eine globale Abdeckung ermöglichen und den Systemen der USA (GPS), Russlands (GLONASS) und Europas (Galileo) Konkurrenz bieten. Allein in den Jahren 2009 und 2010 würden insgesamt 10 Navigationssatelliten ins All transportiert, erklärte der Raumfahrt-Direktor der China Aerospace Science and Technology Corporation (CASC), Zhang Xiaojin, am Sonntag im Staatsfernsehen.

Zhang zufolge soll mit dem Compass-Ausbau vor allem Chinas Abhängigkeit von fremden Navigationssystemen beendet werden. Zwar decken die 5 Compass-Satelliten das chinesische Territorium weitgehend ab, im kommerziellen Bereich (Fahrzeugnavigation, Mobiltelefone) wird aber vorrangig auf GPS-Satelliten zugegriffen. Interessant wird die Beantwortung der Frage sein, ob China die Weltgemeinschaft beim Aufbau des eigenen globalen Navigationssystems ebenso beteiligen wird, wie dies umgekehrt der Fall war: Bereits im Jahr 2003 hatten Europa und China eine Galileo-Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, 2004 folgte dann eine Vereinbarung mit dem Galileo Joint Undertaking (GJU).

Drei chinesische Repräsentanten arbeiteten für das GJU, was sich China allein 70 Millionen Euro kosten ließ. Insgesamt wollte sich das bevölkerungsreichste Land der Erde mit 280 Millionen Euro an Galileo beteiligen – doch dann zerstritten sich die Mitglieder des ursprünglich für den Galileo-Aufbau vorgesehenen Industriekonsortiums ESN Industries (früher Galileo Industries) und die EU-Kommission musste das schon mit erheblichen Verzögerungen belastete Projekt unter ihre Fittiche nehmen. Um ein endgültiges Scheitern des Galileo-Projekts zu verhindern, einigte sich die EU im Frühjahr 2008 schließlich auf eine Vorfinanzierung der restlichen 2,1 Milliarden Euro, die für die sogenannte Errichtungsphase des Systems benötigt werden.

Derzeit läuft noch das Ausschreibungsverfahren für die Vergabe der neuen Galileo-Aufträge, die sich in die sechs Hauptbereiche "Systemplanung", "Bodeneinrichtungen", "Kontrollsystem", "Weltraumsegment", "Starteinrichtungen" und "Betrieb" unterteilen. Aus insgesamt 21 Bewerbungen nahmen die Europäische Kommission und die Europäische Weltraumorganisation (ESA) Mitte September 11 Kandidaten in die engere Wahl – allesamt Unternehmen aus Europa, China spielt hier keine Rolle. Womöglich setzt China gerade deshalb jetzt auf den nationalen Weg – obwohl das Land auch schon früher betont hatte, dass das Ziel "ein eigenes Satellitennavigationssystem" sei. Jetzt eben die globale Variante. (pmz)