Computex

Chipsatz-Hersteller suchen Nischen

Viiv, vPro und Centrino machen den Chipsatz-Herstellern das Leben schwer. Nvidia setzt auf High-End und AMD, SiS und VIA auf Low-Cost und ATI auf Physikbeschleuniger.

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Wenn ein Hersteller seine PCs und Notebooks mit Intels Viiv-, vPro- oder Centrino-Logo schmücken will, muss immer auch ein Chipsatz von Intel drinstecken. Damit schrumpft der Chipsatz-Markt für die weiteren Anbieter dramatisch, ihnen bleibt hauptsächlich der Billig- und der Serversektor übrig – und natürlich der AMD-Markt.

Doch kampflos gibt SiS nicht auf, sondern will unter anderem den Servermarkt erschließen und hat dazu gleich zwei Chipsätze vorgestellt, den SiS756 und den SiS761SX mit integrierter Grafik. Aber auch im Low-Cost-Segment möchte SiS auftrumpfen und mit Lösungen für Settop-Boxen, Embedded Systems (vor allem für AMDs Geode NX) und mit stromsparenden Rechnern punkten. Mit dem Verkauf von Speichermodulen sieht man sich sogar als Anbieter kompletter Lösungen.

VIA hat mit dem C7-Prozessor und den Mini-ITX-Boards samt CPU bei Strom und platzsparenden Lösungen sowieso einen Fuß in der Tür, gerade die kleinen Boards sind in immer mehr Produkten zu finden. In noch kleinere Geräte will VIA mit den frisch lizenzierten ARM-Prozessoren vordringen.

Etwas weniger Probleme mit Intels Chipsatz-Marketing haben natürlich ATI und Nvidia, weil sie hauptsächlich Grafikchips unters Volk bringen. Doch Nvidia sieht sich auch bei den Chipsätzen gut positioniert. Im AMD-Markt sei man (im ersten Quartal 2006) mit 42 Prozent Anteil Marktführer, danach folgen ATI mit 28 Prozent, VIA mit 21 und SiS mit 9 Prozent Anteil. Mit Intel lebe man in einer guten Partnerschaft, weil zwischen Centrino. Viiv und vPro noch ein weiteres Segment unbesetzt bleibt: das der Highend-Rechner. Tatsächlich hat Nvidia mit dem nForce 500 den einzigen Chipsatz für Intel-Prozessoren im Angebot, der zwei PCI-Express-Grafikkarten per x16 anbinden kann. Intels 975X hat nur 16 PCIe-Lanes in der Northbridge, sodass die Grafikkarten nur mit je acht Lanes angebunden sind – der neue P965 unterstützt gar nur einen PEG-Slot. ATIs Xpress 200 hat ebenfalls nur 16 PCIe-Lanes, und der Xpress 3200 unterstützt zwar zwei x16-Grafikkarten, ist aber derzeit nur für AMD-Prozessoren erhältlich.

ATI empfiehlt übrigens indirekt, den Nvidia nForce 500 einzusetzen, denn eine auf der Computex gezeigten Präsentation zur Physikbeschleunigung preist als schnellste Plattform für Spiele einen Rechner mit Intels Core-2-Prozessoren und einem CrossFire-System. Doch nur mit dem Nvidia-Chipsatz lassen sich die Grafikkarten über je 16 Lanes ansprechen. Diese Empfehlung ist auch interessant im Hinblick auf das Gerücht, AMD würde ATI kaufen – ein ATI-Sprecher meinte dazu, solche Gerüchte würde er jeden Monat hören, demnächst sei mal wieder Microsoft als potenzieller Käufer dran. Derzeit bringt die Pyhsikbeschleunigung mittels zweier oder dreier CrossFire-Grafikkarten oder auch per Nvidias SLI noch keinen Vorteil in Spielen, weil kein Spiel auf dem Markt ist, das die API Havok FX nutzt. ATI sieht sich nicht in Bringschuld, sondern will das Havok und den Spieleherstellern überlassen. Gerne wolle man auch die schon in einigen Spielen genutzte Physik-API von Ageia auf CrossFire-Systemen implementieren, doch das lässt Ageia derzeit nicht zu – natürlich weil dadurch die Nachfrage nach den recht teuren Beschleunigerkarten von Ageia zusammenbrechen würde. ATI gibt an, dass schon eine als Physikbeschleuniger verwendete Grafikkarte mit X1600XT (etwa 150 Euro) doppelt so schnell rechne wie eine PhysX-Karte mit Ageia-Chip (etwa 250 Euro). Bei den Spieleentwicklern werden aber die Physikprozessoren laut ATI erst dann stärker unterstützt werden, wenn statt konkurrierender APIs eine einheitliche definiert werden würde. Microsoft habe Bereitschaft erkennen lassen, aber in DirectX 10 werde es noch keine Physik-API geben. (jow)