Intel kündigt die Business-PC-Plattform vPro an

Mit dem Aufkleber vPro sollen ab dem zweiten Halbjahr 2006 Business-Rechner mit Conroe-Prozessoren, Intel-Chipsatz, Gigabit-Ethernet-Netzwerkchip sowie umfangreichen Management- und Virtualsisierungsfunktionen zu haben sein.

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Auf mehreren Pressekonferenzen in aller Welt hat Intel heute – wie erwartet – die kommende Business-PC-Plattform vPro vorgestellt, die aus den kommenden Conroe-Prozessoren mit neuer Core-Mikroarchitektur, dem Chipsatz Q965, einem speziellen Gigabit-LAN-Netzwerkchip, der zugehörigen Firmware, Treibern und Software bestehen soll. Diese unter dem Namen Averill Pro entwickelte neue Plattform soll sich in das vor einigen Jahren angekündigte und sehr erfolgreich mit der Laptop-Marke Centrino, aber auch mit dem Wohnzimmer-PC-Label Viiv umgesetzte Plattformierungs- und "Branding"-Konzept von Intel einreihen. Der Chip-Weltmarktführer möchte, dass potenzielle Käufer mit vPro ein ganz bestimmtes Funktionspaket assoziieren; das soll den Absatz von Intel-Chips ankurbeln.

Für die Vorstellung der neuen Plattform in Europa bemühte sich eigens Pat Gelsinger nach München. Gartner-Analyst Brian Gammage lobte auf der dortigen Intel-Veranstaltung die Hardware-unterstützte Virtualisierung per VT oder AVT als wichtigste Innnovation der letzten Jahre im x86-Bereich, weil sich damit viele Probleme mit der Administration großer PC-Bestände lösen ließen; Vertreter der Firmen Microsoft, Altiris, Atos Origin und CA kündigten Unterstützung für die vPro-Fernwartungsfunktionen an.

Technisch bringt vPro den von seinem Hersteller mit reichlich Vorschusslorbeeren ausgestatteten Conroe-Doppelkernprozessor mit, der deutlich schneller und effizienter arbeiten soll als seine Vorgänger. Der Chipsatz Q965 gehört zur ebenfalls bereits für das zweite Halbjahr 2006 angekündigten Broadwater-Familie und soll einen Windows-Vista-Aero-kompatiblen Grafikkern enthalten.

In der zugehörigen Southbridge ICH8 steckt ein GBit-Ethernet-MAC, der zusammen mit einem speziellen PHY und ausgefeilter Firmware sehr umfangreiche Fernwartungs- und Fernzugriffsmöglichkeiten für die Administratoren von Firmen-Netzwerken bieten soll (iAMT 2.0). Außerdem will Intel diese Netzwerkschnittstelle virtualisieren; im Zusammenspiel mit den VT-Funktionen des Conroe sowie einem Lightweight Virtual Machine Manager (LVMM) beziehungsweise Hypervisor soll das vom Büroanwender genutzte Betriebssystem auf vPro-PCs parallel zu anderen virtuellen Maschinen laufen. Diese können als so genannte Service-Partitionen Administrationszwecken dienen, es sind aber auch virtuelle Appliances ("Embedded IT") etwa von Virenscanner-Herstellern geplant, die den Netzwerkverkehr über die virtualisierte LAN-Schnittstelle untersuchen. Im Ernstfall, also wenn die eigentliche Nutz-Partition schädliche IP-Pakete versendet, könnte das vPro-System die virtuelle Netzwerkverbindung kappen ("Circuit Breaker"), ein Administrator behielte aber Zugriff auf den Rechner über die physische Netzwerkverbindung und könnte ihn aus der Ferne reparieren.

Damit dieses Konzept auch sicher funktioniert, also tatsächlich nur autorisierte Administratoren Zugriff auf den fernsteuerbaren PC bekommen, will Intel das System mit einem Trusted Platform Module (TPM) und der LaGrande-Technik abschotten.

Die neuen Chipsätze sollen auch eine verbesserte Temperaturüberwachung und Lüftersteuerung (Advanced Fan Speed Control, AFSC) bringen, was neben einer besseren Fernüberwachung auch leiseren PC-Betrieb ermöglichen soll. Die kommenden Intel-Prozessoren enthalten dazu – wie bereits die aktuellen Core-Duo-Prozessoren – mehrere digital auslesbare Temperatursensoren; die Schnittstelle der neue Hardware-Überwachungstechnik nennt Intel PECI (Platform Environment Control Interface), es kommt auch ein neuer Eindraht-Bus für Sensoren namens Simple Serial Transport (SST) zum Einsatz.

Die umfangreichen Fernwartungsfunktionen sind zunächst dem Business-PC-Chipsatz Q965 vorbehalten; der auch für Viiv-Rechner vorgesehene, ebenfalls grafiktaugliche G965 wird sie nicht enthalten. Auf längere Sicht erwartet Gelsinger allerdings, dass auch ein Bedarf für Fernwartungsfunktionen bei privat genutzten Rechnern entsteht, beispielsweise um Service-Verträge anbieten zu können. Er ging im c't-Gespräch auch davon aus, dass sich die zunächst nur für bestimmte Business-PC-Modelle vorgesehenen Trusted Platform Modules wegen ihrer Vorteile zur Absicherung von Systemen auf breiter Ebene durchsetzen werden. Schließlich betonte Gelsinger, dass Intel die Fernzugriffsfunktionen der Chipsätze kontinuierlich erweitern wolle, so denke man etwa auch über integrierte KVM-over-IP-Funktionen nach. (ciw)