Comdex: AMD-Chef Ruiz intoniert "Knockin' on 64"

Zusammen mit Rockgitarrist Slash intonierte Firmen-Chef Hector Ruiz auf einer "Digitalgitarre" AMDs eigene Version von Knockin' on Heaven's Door. Der Start der 64-Bit-Plattform Hammer beginnt Ende März -- wenn die Finanzen reichen.

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Von
  • Erich Bonnert

Zusammen mit Rockgitarrist Slash intonierte Firmen-Chef Hector Ruiz auf einer "Digitalgitarre" AMDs eigene Version von Knockin' on Heaven's Door. Der Start der 64-Bit-Plattform Hammer beginnt Ende März -- wenn die Finanzen reichen. Ruiz gab sich daher alle Mühe, das Publikum mit seiner Comdex-Keynote auf AMDs Mission einzuschwören: Der Wechsel zum 64-Bit-Computing in allen Bereichen sei weder Luftschloss noch ein Projekt im Elfenbeinturm, sondern entspreche genau dem sich ändernden Bedarf der Kunden. Zu oft habe sich die Branche bisher an den realen Problemen vorbei einfach auf das konzentriert, was technisch machbar sei, meinte Ruiz.

Der bodenständige Nachfolger des flamboyanten AMD-Gründers Jerry Sanders hatte sich reichlich Unterstützung aus der Medien- und Musikbranche geholt, um sein Publikum nicht nur mit technischen Fakten zu langweilen. Der Chef von Gibson Guitars führte eine digitale Gitarre mit eingebautem Ethernet-Adapter vor, die gespielte Musik direkt zu einem PC mit AMDs neuem Hamme-Prozessor zur Speicherung und Weiterverarbeitung überträgt. JAK, ein Hollywood-Studio für Spezialeffekte, und Game-Entwickler Epic führten ebenfalls ihre Werke auf Opteron-Prozessoren vor und attestierten der 64-Bit-Plattform Bühnenreife. Dazu kam Jen-Hsuan Huang vom Grafikspezialisten Nvidia, dessen nFforce-2-Mainboard den aktuellen Athlon XP 2800+ durch einen 400-Megahertz Frontside-Bus beschleunigen soll. "Man könnte dies einen 3,2-Gigahertz Athlon nennen," meinte Huang.

In seiner eigenen lautstarken Inszenierung wirkte der eher hölzerne AMD-Chef -- mit steif gemimtem Gitarrenspiel -- am Ende etwas deplatziert neben Show-Star Slash und anderen Musikern. Auch seine Botschaft wirkt trotz AMDs ambitionierter Pläne nicht konsistent. Hammer- Server und Desktops sollen vor allem in Enterprise-Anwendungen reüssieren. Hier soll der nahtlose Ablauf von 32- und 64-Bit-Programmen auf der gleichen Plattform bedeutende Vorteile für Administration, Training und Wartung bringen. Obwohl beispielsweise von IBMs Datenbanksystem DB2 schon unterstützt, konnte Big Blue dafür aber keine Anwendung präsentieren, sondern nur einen Benchmark. Die auf der Messe gezeigten Programme sind ausnahmslos CAD-, Spiel- oder andere Grafik-Software. Immerhin konnte AMD mit dem Energieversorger Northeast Utility einen großen Mittelständler als ersten Kunden für die Opteron-Serversysteme präsentieren. Aber auch im Notebook-Sektor, den Ruiz als nächstes lukratives Ziel nannte, ist seine Strategie etwas undurchsichtig. 64-Bit-Programme auf Notebooks werden als erstes von Unternehmenskunden verlangt, glaubt Ruiz. Andererseits seien dünne und leichte Notebooks, die von Einzelkäufern bevorzugt werden, momentan AMDs einziges Wachstumssegment, sagte er in einer Presserunde.

Immer skeptischer wird AMDs riskanter Plan auch von Finanzanalysten beäugt. So verringern sich AMDs liquide Mittel durch die anhaltenden Verluste stetig. Die Aktie wurde zuletzt von mehreren Instituten herabgestuft -- auch die Ankündigung von Entlassungen half da erst einmal nicht, die Investoren und Analysten gnädig zu stimmen. Zudem steht das im Frühjahr beschlossene Joint Venture mit UMC zum Bau einer 300-mm-Waferfabrik offenbar auf der Kippe. "Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind derzeit sehr ungünstig", bekannte Ruiz. "Man muss immer alternative Pläne bereit haben", sagte er ausweichend, wollte jedoch keine Angaben machen, wie AMDs langfristige Pläne für die wichtige neue Wafer-Fertigung aussehen. (Erich Bonnert) / (jk)