Computerkonzern Lintec vor weiterer Umstrukturierung

"Einschneidende Maßnahmen stehen bevor, alle Bereiche sind überprüft worden", sagte der neue Vorstandschef des sächsischen Computerkonzerns.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 8 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa

Der börsennotierte sächsische Computerkonzern Lintec (Taucha bei Leipzig) steht vor weiteren Umstrukturierungen. "Einschneidende Maßnahmen stehen bevor, alle Bereiche sind überprüft worden", sagte der neue Vorstandschef Thomas Goletz im "Leipziger Gespräch" der dpa. "Wir wissen jetzt, was gut läuft." Näheres zu den geplanten Veränderungen in dem seit 2001 in roten Zahlen steckenden Konzern will der Vorstand in einigen Wochen bekannt geben.

Goletz hat den Chefsessel vor zwei Wochen von Unternehmensgründer und Großaktionär Hans Dieter Lindemeyer übernommen, der zur Hauptversammlung im Frühsommer in den Aufsichtsrat wechselt. Zum abgelaufenen Geschäftsjahr 2003 sagte der 40-Jährige: "Nach einem schwachen dritten Quartal lief es zum Jahresende wieder sehr erfreulich. Im vierten Quartal war der Auftragseingang so hoch wie nie. Wir konnten gar nicht alle Aufträge bewältigen."

Lintec galt lange als sächsischer Vorzeigekonzern. Als Ein-Mann-Firma gegründet, erwirtschaftete er nach dem Börsengang 1998 zeitweise mit mehr als 500 Beschäftigten einen Jahresumsatz von weit über 400 Millionen Euro. 2001 stürzte Lintec tief in die roten Zahlen und ist seither um Restrukturierung bemüht. In den ersten neun Monaten 2003 addierte sich das Minus im Konzern noch auf 1,25 Millionen Euro.

2004 soll die Rückkehr in die Gewinnzone geschafft werden. "Unser Ziel ist es, dieses Jahr mit schwarzen Zahlen abzuschließen. Wir wollen den Umsatz steigern und auch die Ertragskraft." Der Vorstandschef verwies darauf, dass Versicherer zunehmend wieder bereit seien, Lintec-Lieferanten gegen Forderungsausfälle abzusichern. "Die Situation entspannt sich." Im Sommer 2002 hatte der Ausstieg mehrerer Kreditversicherer dem Konzern das Leben schwer gemacht. Auch die Beteiligungsgesellschaft MVC könnte dem Konzern laut Goletz noch einiges in die Kasse bringen. "Die Firmenwerte sind massiv abgeschrieben, aber unsere Risikokapitaltochter hat keine ihrer Beteiligungen an jungen Unternehmen aufgegeben. Einzelne Firmen werden es schaffen und wieder im Wert steigen." Beteiligt ist MVC unter anderem an dem Berliner Briefzusteller PIN AG.

Einer der größten Verlustbringer für Lintec war die bayerische Hardware-Tochter Batavia (Tiefenbach) gewesen, die der Konzerngründer Ende 1998 gekauft hatte. Gegen den früheren Eigentümer und späteren Vorstand der mittlerweile insolventen Pixelnet AG (Wolfen) hat die Staatsanwaltschaft Landshut lange ermittelt. Die Vorwürfe gegen ihn und andere Verdächtige eines mutmaßlichen Betrügerrings lauten unter anderem auf Steuerhinterziehung und Kapitalanlagebetrug. "Wir sind vor kurzem darüber informiert worden, dass die Ermittlungen jetzt abgeschlossen sind und demnächst das Strafverfahren eröffnet wird. In Abhängigkeit vom Verlauf des Verfahrens werden wir darüber entscheiden, ob wir selbst Klage auf Schadenersatz einreichen", kündigte Goletz an. (dpa) / (jk)