Coronavirus: Verbreitung von Falschinformationen über WhatsApp
Über WhatsApp und soziale Medien werden falsche und zweifelhafte Informationen zum Umgang mit dem Coronavirus verbreitet.
Über WhatsApp verbreitet "Elisabeth, die Mutter von Poldi" in einer im Umlauf befindlichen Sprachnachricht die Behauptung, dass Ibuprofen den Krankheitsverlauf bei Infizierten des Coronavirus deutlich verschlimmere. Sie warnt vor der Einnahme des Schmerzmittels und bezieht sich dabei auf eine angebliche Studie der Medizinischen Universität in Wien, die mittlerweile im Internet dazu Stellung genommen hat und sich deutlich von der Aussage distanziert.
In der Sprachnachricht behauptet "die Mutter von Poldi", dass eine Freundin von ihr an der Uniklinik in Wien arbeite und dort ein "bisschen" Forschung betrieben worden sei, wonach die schweren Coronafälle in Italien auf die Einnahme von Ibuprofen zurückzuführen seien und bittet um das weitere Teilen der WhatsApp-Nachricht. Die Medizinische Universität in Wien meldete sich gestern auf Twitter und erklärte, dass es sich bei der inzwischen weit verbreiteten WhatsApp-Nachrichten um "Fake News" handele, "die in keinerlei Verbindung mit der Medizinischen Universität Wien stehen".
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Fehlende wissenschaftliche Evidenz
Mit weiteren, im Netz kursierenden fragwürdigen Informationen über einen Zusammenhang mit der Einnahme von ACE-Hemmern, nichtsteroidalen Antirheumatika und auch Blutdruckmitteln, die laut unterschiedlichen Meinungen sowohl schützen als auch das Gegenteil bewirken könnten, räumen Mitarbeiter der Uniklinik Wien gegenüber der österreichischen Nachrichtenagentur APA auf. Es gebe keine wissenschaftlich gesicherten Informationen im Zusammenhang mit den verschiedenen Aussagen.
Auch der französische Gesundheitsminister Olivier Véran warnt in einem Tweet vor der Einnahme von Ibuprofen und Cortison, da sie den Krankheitsverlauf verschlimmern könnten. Bei Fieber solle man Paracetamol nehmen. Am Ende des Tweets erklärt er, seinen Arzt um Rat zu fragen. In einem Bericht des wissenschaftlichen Medizinjournals Lancet ist auch die Rede von Zusammenhängen zwischen Diabetes und Bluthochdruck und dem Krankheitsverlauf. Dafür gebe es jedoch überhaupt keine wissenschaftliche Evidenz, erklärt Michael Freissmuth, Leiter des Zentrums für Physiologie und Pharmakologie der Medizinischen Universität Wien, gegenüber der APA.
Informationen und Apps benötigen Überprüfung
Im Internet kreisen weitere Falschinformationen, nach denen man mit Anhalten der Luft – eine angebliche Methode von japanischen Ärzten – selbst herausfinden könne, ob man infiziert sei oder nicht. Andere unzutreffende Behauptungen erklären, dass man alle 15 Minuten Wasser trinken solle, denn auch wenn das Virus im Mund sei, würde das Wasser das Virus in den Magen spülen, wo die Magensäure es abtöte. Es gibt ähnliche irreführende Informationen in zahlreicher Form als digitale Kettenbriefe, Einträge in den sozialen Medien und auf Websites. Außerdem wurde über Whatsapp verbreitet, dass angeblich ab Montag alle Aldi-Supermärkte schließen würden, was das Unternehmen umgehend als Fake News dementierte.
Apple gab gestern für Entwickler bekannt, dass eingereichte Apps mit Bezug auf den Coronavirus genau überprüft werden, um die Glaubwürdigkeit von Gesundheits- und Sicherheitsinformationen gewährleisten zu können. Über ein Schnellanforderungsformular können Regierungsorganisationen, gesundheitsorientierte NGO und Unternehmen mit tieferen Bezug auf Gesundheitsfragen die Option "zeitkritisches Ereignis" auswählen, um eine priorisierte Überprüfung zu beantragen. Durch dieses Vorgehen sollen die Apps so schnell wie möglich in den App Store kommen und für Kunden bereitgestellt werden. Spiele mit dem Thema COVID-19 sind laut der Erklärung von Apple nicht zulässig. (bme)