Cylib baut Europas größte Recyclinganlage für Elektroauto-Batterien

Die Anlage in Dormagen hat europäische E-Auto-Hersteller im Blick. Ziel sind eine Kreislaufwirtschaft für Batterien und robustere europäische Lieferketten.

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(Bild: Cylib)

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Von
  • Andreas Knobloch

Das deutsche Start-up Cylib hat mit dem Bau von Europas größter Recyclinganlage für Elektroauto-Batterien begonnen. Der Spatenstich für die hochmoderne Anlage auf einem 22.000 Quadratmeter großen Areal im Chempark Dormagen erfolgte am Montag. Nach der für 2026 geplanten Inbetriebnahme soll die Anlage 30.000 Tonnen Elektroauto-Batterien pro Jahr recyceln, heißt es in einer von Cylib verbreiteten Erklärung. Die Menge entspricht rund 60.000 Batterien. Die derzeit größte Anlage ihrer Art in Europa befindet sich in Norwegen. Sie wird von einem Gemeinschaftsunternehmen zwischen Northvolt und Hydro betrieben und hat eine Kapazität von 12.000 Tonnen pro Jahr.

Das 2022 gegründete Unternehmen Cylib aus Aachen hat ein neuartiges ressourcen- und klimaschonendes Recyclingverfahren für Batterien entwickelt. Es ermöglicht die Rückgewinnung aller wichtigen Rohstoffe aus Batterien für Elektrofahrzeuge, wie Lithium, Kobalt, Nickel, Aluminium oder Mangan. Die Batterien, die in die neue Anlage in Dormagen gelangen, werden entladen, zerlegt und dann drei Behandlungen unterzogen – einer mechanischen, thermischen sowie auf Wasserbasis –, um alle wichtigen Materialien voneinander zu trennen. Damit unterscheidet sich Cylib von seinen Wettbewerbern, die meist nur einige wenige Schlüsselrohstoffe aus den Altbatterien extrahieren. Erst im vergangenen Jahr nahm Cylib eine Pilotanlage in Aachen in Betrieb; nun folgt die erste Industrieanlage in Dormagen, unweit von Düsseldorf. Rund 170 Arbeitsplätze sollen laut Cylib hier entstehen.

Erst im Mai sammelte Cylib in der bisher größten Finanzierungsrunde für ein europäisches Batterierecyclingunternehmen 55 Millionen Euro ein. Zu den Investoren zählen Porsche, Bosch Ventures und World Fund. Laut dem US-Nachrichtensender CNBC investieren Cybil und seine Geldgeber insgesamt mehr als 180 Millionen Euro in die neue Industrieanlage.

Als Kunden im Blick hat Cylib vor allem europäische Hersteller von Elektrofahrzeugen. "Wenn Cylib die industrielle Produktion erreicht, wird dies ein entscheidender Faktor für den Aufbau einer robusten europäischen Batterieinfrastruktur sein", so Dr. Lilian Schwich, CEO und Mitbegründerin von Cylib in der Erklärung des Unternehmens. Die neue Anlage könnte den Autoherstellern demnach als lokale Quelle für wichtige Metalle dienen, die für die Herstellung neuer Batterien benötigt werden, ohne dass neue Materialien abgebaut werden müssen. "Mit der Wiedereinführung nachhaltig gewonnener Sekundärrohstoffe schafft Cylib eine Kreislaufwirtschaft für Batterien und widerstandsfähigere europäische Lieferketten", schreibt das Aachener Unternehmen. Man biete "zuverlässige Lösung für Unternehmen entlang der gesamten Batterie-Wertschöpfungskette, um diese gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen".

Die Europäische Union will unabhängiger bei der Versorgung mit kritischen Rohstoffen werden. Im Mai trat der Critical Raw Materials Act (CRMA) in Kraft. Das EU-Gesetz zielt darauf ab, eine nachhaltige Versorgung mit Lithium, Silizium, Kobalt, Gallium und anderen Metallen zu gewährleisten. So will die europäische Staatengemeinschaft weniger abhängig von ausländischen Mächten wie China oder Russland werden und die Gefahr von Unterbrechungen von Lieferketten verringern. Neben der Förderung, Veredelung und Verarbeitung kritischer Rohstoffe in den Mitgliedsstaaten, wird auch das Batterierecycling zu einer immer wichtigeren Priorität.

Der CRMA enthält Bestimmungen, die Batterierecyclingunternehmen einen leichteren Zugang zu Finanzmitteln, beschleunigte Genehmigungsverfahren und die Vermittlung von Kunden ermöglichen. Zugleich hat die EU mit der im Februar 2024 in Kraft getretenen neuen Batterieverordnung einen gesetzlichen Rahmen für europäische Batterierecyclingunternehmen geschaffen. Die Zielvorgaben für das Recyceln von Batterieabfällen wurden für die Firmen erhöht. Zudem muss nach den gesetzlichen Vorgaben ein gewisser Anteil der in der Batterieproduktion verwendeten Mineralien aus dem Recycling stammen.

(akn)