Debakel der Schach-Großmeister gegen die Schach-Maschinen

Beim Schach-Wettkampf dreier Spitzen-Großmeister gegen die Elite der Schachprogramme war nur ein mageres Remis in der ersten von vier Runden für die Menschen drin, in zwei Partien triumphierten die Maschinen.

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Von
  • Lars Bremer

Mit einem Debakel begann in Bilbao ein Schach-Wettkampf dreier Spitzen-Großmeister gegen die Elite der Schachprogramme. Nur ein mageres Remis war in der ersten von vier Runden für die Menschen drin, in zwei Partien triumphierten die Maschinen.

Auf der Terminator-Seite spielen das FPGA-Programm namens Hydra auf einem 16-Prozessor-Cluster, Computerschach-Weltmeister DeepJunior auf einem Vierfach-Xeon-System mit 2,8 GHz und Fritz -- die Software läuft lediglich auf einem Notebook mit 1,8-GHz-Centrino. Die Organisatoren hätten am liebsten alle Maschinen vor Ort gehabt; die usprünglichen Matchregeln verboten jegliche Verbindung, ob per Internet oder Telefon. Nach Protesten des Hydra-Teams, welches den Wettkampf auch als Sponsor unterstützt und keinerlei Neigung verspürte, seinen schrankgroßen Linux-Cluster von Abu Dhabi nach Bilbao zu verschiffen, wurde dieser Punkt aber angepasst. Auch die Junior-Programmierer konnten eine Sonderregelung für sich aushandeln; ihr Rechner steht bei Intel UK in Swindon.

Für Fritz-Hersteller Chessbase ist es anscheinend nicht so wichtig, auf welcher Hardware das Programm läuft. Geschäftsführer Matthias Wüllenweber sagte gegenüber heise online, es sei bis zwei Tage vor dem Match nicht klar gewesen, auf welcher Hardware Fritz laufen solle. Die Organisation hätte sich ohnehin auf ein paar E-Mails mit dem Ausrichter beschränkt. "Die Maschinen werden deutlich gewinnen. Gegen Menschen ist es egal, ob Fritz auf einem Notebook oder einem Quad-Rechner spielt. Die Programme sind einfach stärker", gab Wüllenweber sich optimistisch.

Die erste Runde bestätigte diese Prognose: Fritz überspielte den 14-jährigen Großmeister Sergej Karjakin aus der Ukraine, der vor zwei Jahren mit 12 als jüngster Spieler aller Zeiten Großmeister wurde -- Bobby Fischer war 15, als er diesen Titel verliehen bekam. Ex-Weltmeister Ruslan Ponomarjow unterlag gegen Hydra. Er schaffte es, die Stellung komplett zu verbauen, ließ sich dann jedoch auf ein Abenteuer am Damenflügel ein. Hydra konterte mit einem Königsangriff auf der anderen Brettseite. Ponomarjows Figuren konnten dem König nicht schnell genug zur Hilfe eilen und nach 33 Zügen streckte der ehemalige Weltmeister in aussichtsloser Stellung die Waffen. Der einzige halbe Punkt gelang dem Bulgaren Wesselin Topalow, Nummer 5 der Weltrangliste, gegen Deep Junior.

Das Match geht über vier Partien, die mit einer Bedenkzeit von zwei Stunden für die ersten 40 Züge und einer Stunde für alle weiteren Züge gespielt werden. Dabei spielen die Großmeister gegen ein Programm zwei Mal, gegen die anderen je ein Mal. Ponomarjow hat die schwerste Aufgabe, er muss zwei Runden gegen Hydra spielen; Karjakin kann gegen Fritz auf Revanche hoffen und Topalow tritt noch einmal gegen DeepJunior an. Die weiteren Partien starten heute und in den nächsten zwei Tagen jeweils um 16 Uhr. Wer live zuschauen möchte, kann das auf der Seite des Veranstalters per Java-Applet oder auf Schach.de mit einem Windows-Client tun. (Lars Bremer) / (jk)