Signal, Teams & Jabber: Kritik an Wahl der Kommunikationsdienste im EU-Parlament
Das EU-Parlament hat seinen Abgeordneten und Mitarbeitern zum Messenger-Dienst Signal geraten, wenn Jabber und Teams nicht funktionieren. Das sorgt fĂĽr Kritik.

(Bild: GaudiLab/Shutterstock.com)
Das Europäische Parlament hat seine Abgeordneten und Mitarbeiter erneut dazu aufgefordert, den Messenger-Dienst Signal für die arbeitsbezogene Kommunikation zu nutzen, wie aus einer internen E-Mail hervorgeht, die Politico vorliegt. Darin steht unter anderem, dass die Abgeordneten "die unternehmenseigenen Lösungen des Parlaments", Teams und Jabber, verwenden sollten, wenn möglich, und nur Signal, wenn die beiden nicht verfügbar sind. Bereits 2020 gab die Europäische Kommission eine ähnliche Empfehlung ab und riet ihren Mitarbeitern, für sichere Kommunikation auf Signal umzusteigen.
Speziell Element-CEO und Mitgründer von Matrix, Matthew Hodgson, übt an den Empfehlungen gegenüber heise online scharfe Kritik. Die beiden Unternehmenslösungen seien für das Europäische Parlament "eine zweifelhafte Wahl". Microsoft Teams gehört einem US-Anbieter und wird "von ihm kontrolliert und ist nicht einmal Ende-zu-Ende-verschlüsselt". Dabei handelt es sich laut Hodgson "immer noch um eine isolierte, anbietergebundene Plattform, die wenig hilfreich ist, wenn es um die sichere Kommunikation zwischen verschiedenen Regierungen geht".
Signal nicht offen, aber sicher
Raphael Robert, Chef von Phoenix R&D und Co-Autor vom Verschlüsselungsprotokoll Messaging Layer Security (MLS), kann die Empfehlung für Signal nachvollziehen, da Sicherheit dort stark im Vordergrund steht. Kritik an Signal gibt es aber unter anderem dafür, dass es nicht die Möglichkeit gibt, den Dienst selbst zu betreiben. Außerdem sind die Nutzer laut Robert "von den Entscheidungen des Signal-Teams abhängig", wie er heise online sagte. Für mehr Souveränität müssten die Dienste selbst betrieben werden. Immer wieder wird kritisiert, dass Signal in der US-Cloud betrieben wird, seinen Sitz in den USA hat und somit nicht unabhängig ist.
Die Herausforderung bei Matrix beziehungsweise Element hingegen ist laut Robert, dass es keinen klaren Fokus auf eine Zielgruppe gibt, da sich das Unternehmen sowohl an Großunternehmen, Regierungen als auch in Teilen an Endverbraucher richtet. Beispielsweise basieren der TI-Messenger im Gesundheitswesen und der Bundeswehr-Messenger auf dem Matrix-Protokoll. Auf diese Weise ist es zwar für alle nutzbar, aber mit Abstrichen. Bei anderen Messenger-Diensten wie Wire ist eine souveräne Nutzung nicht ohne Weiteres möglich. Threema ist zwar eine solide Alternative und mittlerweile auch als Open Source verfügbar, kann aber auch nicht selbst gehostet werden.
Empfehlung folgt nach Angriffen durch Salt Typhoon
Die Empfehlung folgte, nachdem bekannt wurde, dass eine mit China in Verbindung stehende Gruppe Cyberkrimineller namens Salt Typhoon großangelegte Angriffe bei US-amerikanischen und globalen Telekommunikationsanbietern verübt hat. Mitte Februar 2025 hieß es, die Gruppe sei noch aktiv und habe fünf weitere Telekommunikationsanbieter kompromittiert. Nach Informationen von Politico war in der E-Mail von einer "Zunahme von Bedrohungen der kommerziellen Telekommunikationsinfrastruktur und bestimmten Vorfällen, die sich gegen große Telekommunikationsunternehmen vor allem in den USA richteten" die Rede. Das Risiko für die Manipulation oder das Abfangen ungesicherter Kommunikation über öffentliche Netze habe somit zugenommen.
(mack)