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Delta Air Lines kooperiert mit YouTube und arbeitet an KI-Concierge-Dienst

Zum 100-jährigen Jubiläum versprach der CEO der Fluggesellschaft Delta mittels KI nahtlose und personalisierte Momente zu schaffen und Reisen zu erleichtern.

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Delta- und CES-Logo

(Bild: heise online / Nico Jurran)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Nico Jurran
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In Deutschland tritt Delta Air Lines – oder kurz Delta – kaum in Erscheinung, mit täglich mehr als 5000 Flügen zu mehr als 290 Zielen gehört das US-Unternehmen aber nicht nur zu den größten Fluggesellschaften der Welt, sondern ist die älteste noch operierende Airline in den USA. 2025 feiert sie ihr 100-jähriges Jubiläum.

Delta-CEO Ed Bastian sah seine CES-Keynote daher offenbar vor allem als Gelegenheit, die Erfolgsgeschichte seines Unternehmens im groĂźen Stil zu feiern: Als erstes Unternehmen ĂĽberhaupt hielt der Delta-Chef eine Keynote in der Sphere ab, mit speziell fĂĽr die Arena produzierten Videos und Gastauftritten von Schauspielerin Viola Davis, der American-Football-Legende Tom Brady und Lenny Kravitz als musikalischen Schlussakt. Bei diesem Setting konnte die Message daher nur lauten: "Das war fĂĽr Delta erst der Anfang, kĂĽnftig definieren wir das Fliegen ganz neu".

Delta hatte extra fĂĽr die Keynote in der Sphere einige eindrucksvolle Videos produzieren lassen, die die ganze Videowand der LED-Kuppel fĂĽllten.

(Bild: heise online / Nico Jurran)

Da darf heute natürlich generative KI nicht fehlen. Sie soll die Grundlage bilden für einen persönlichen virtuellen Assistenten namens "Delta Concierge", der den Fluggast am Reisetag bereits in dessen Hause betreut – indem er in einem natürlichen Gespräch sicherstellt, dass der Passagier rechtzeitig zum Flughafen kommt. Dass Delta groß träumt, zeigt sich daran, wie der KI-Concierge das Problem, es mit dem Auto nicht mehr zu schaffen, löst, indem er ein Flugtaxi ruft.

Für Ed Bastian ist das aber keine ferne Utopie, sondern greifbar: Die Fluggesellschaft hat dafür eine Partnerschaft mit dem Start-up Joby geschlossen, das – alle Genehmigungen vorausgesetzt – noch in diesem Jahr seine Dienste an den Delta Hubs in New York (LaGuardia und JFK) anbieten soll.

Am Flughafen angekommen, nutzt der virtuelle Assistent Techniken wie Indoor-Navigation, Gesichtserkennung und personalisierte elektronische Kofferlabel, damit der Fluggast ohne Check-in und mit möglichst wenig Kontrollen zum Flieger kommt. Die nötigen Techniken sind in der Vision von Delta nicht nur alle am Flughafen integriert, sondern auch mit dem Delta Concierge vernetzt. Da die gezeigte Passagierin offenbar Vielfliegerin mit Prämienmeilen und Loungezugang ist, stellt sich auch nicht die Frage, ob sich der Dienst auch für Gelegenheitsflieger eignet.

Im Flug plant der Passagier dann mithilfe des Concierge, was er am Zielort unternehmen möchte. Das Unterhaltungsprogramm der Zukunft bietet zudem nicht nur ein maßgeschneidertes Programm, sondern auch einen automatischen Übersetzungsdienst, sodass künftig alle Inhalte in jeder gewünschten Sprache bereitstehen.

Bis es so weit ist, können sich Delta-Passagiere erst einmal über eine bei der Keynote bekannt gegebene, exklusive Partnerschaft mit YouTube freuen, dank der sich künftig über das Inflight-Entertainment-System YouTube-Inhalte abseits der klassischen Medien abrufen lassen – und zwar ohne Werbung. Zudem sollen Delta-Stammkunden über den Flug hinaus auf einen Teil der YouTube-Premium- und YouTube-Music-Bibliothek kostenfrei zugreifen können.

Witzige Idee: Delta verteilte vor Beginn der Keynote an die Besucher kostenloses Essen, dass ansonsten in Maschinen des Konzerns serviert wird. Anmerkung eines Delta-Mitarbeiters: "Ich habe noch nie gesehen, dass Menschen fĂĽr Flugzeugessen Schlange stehen".

(Bild: heise online / Nico Jurran)

Unabhängig von Concierge will Delta zudem 2025 ein Programm starten, das bei Flügen über mehrere Zeitzonen den Jetlag für die Passagiere abmildern soll. Dafür soll unter anderem eine spezielle Kabinenbeleuchtung eingesetzt werden, bei der der Rhythmus von Wach- und Schlafphasen optimiert sein soll.

Während des Fluges behält der Delta Concierge schließlich laufend die Ankunftszeit im Auge, hilft nach dem Ausstieg bei der Navigation durch den Zielflughafen und hat auch schon mal einen Uber vorbestellt, der vor dem Flughafengebäude genau zur passenden Zeit auf den Passagier wartet.

Als Uber-CEO Dara Khosrowshahi die Bühne betrat, schien es fast so, als würde Delta diesen Teil bereits Realität werden lassen. Tatsächlich umfasste die neue, ebenfalls exklusive Partnerschaft mit Uber lediglich, dass sich nun auch mit Uber- und Uber-Eats-Fahrten Prämienmeilen sammeln lassen. Bereits heute starten oder enden über 15 Prozent aller Uber-Fahrten am Flughafen.

CEO Ed Bastian stellte in seiner Keynote immer wieder Mitarbeiter des Unternehmens in den Vordergrund, was bei den Anwensenden gut ankam.

(Bild: heise online / Nico Jurran)

Am Ende präsentierte Ed Bastian keine revolutionären Ansätze, aber eine Reihe von Ideen, die Flugreisen tatsächlich angenehmer machen würden. Leidgeprüfte Vielflieger würden sich aber vielleicht eher dafür interessieren, wie der Delta Concierge ihnen helfen würde, wenn sie etwa Anschlussflüge verpassen oder ihre Gepäckstücke unterwegs liegen bleiben. Aber vielleicht kommt so etwas ja in Zukunft schlicht nicht mehr vor. Der Delta-CEO verstand es jedenfalls, seine Message in eine gelungene Show zu verpacken, die bei den anwesenden Mitarbeitern und treuen Kunden auf äußerst positive Resonanz stieß.

Heise Medien ist offizieller Medienpartner des CES 2025.

(nij)