Der E-Perso stößt in der deutschen Bevölkerung bislang auf große Skepsis

Viele Menschen nutzen oder kennen die digitalen Funktionen ihres elektronischen Personalausweises nicht.

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(Bild: Bartolomiej Pietrzyk/Shutterstock.com)

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Von
  • Christoph Dernbach
  • dpa

Knapp 13 Jahre nach der Einführung des elektronischen Personalausweises haben bislang nur wenige Deutsche die damit verbundene Online-Funktion tatsächlich auch genutzt. Das geht aus der Studie "eGovernment Monitor 2023" hervor, die unter Schirmherrschaft des Bundesinnenministeriums von der Initiative D21 und der Technischen Universität München in Auftrag gegeben wurde. Danach haben bislang nur 14 Prozent sich bereits digital ausgewiesen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg. Damals hatte nur jeder Zehnte (10 Prozent) praktische Erfahrungen mit der Online-Ausweisfunktion gesammelt.

In vielen Fällen hängt die geringe Nutzung damit zusammen, dass zwar ein Personalausweis vorhanden ist, die dafür notwendige PIN aber nicht zur Verfügung steht. Nur 30 Prozent der deutschen Befragten gaben an, dass die Online-Funktion bei ihnen einsatzbereit ist. Jeder zweite Personalausweisbesitzer ist sich dagegen sicher, dass die Online-Funktion nicht genutzt werden kann, jeder Fünfte kennt den Status nicht. An der Online-Umfrage, die vom Beratungsunternehmen Kantar durchgeführt wurde, haben sich 7450 Personen ab 16 Jahren mit einem gültigen Bundespersonalausweis beteiligt. Sie ist repräsentativ für die Bundesbürger mit einem Online-Zugang.

Fürs Online-Ausweisen listet der Bund auf seiner Website www.personalausweisportal.de derzeit 245 Anwendungen auf. Dazu gehören Rentenauskunft, Führungszeugnis-Antrag, Fahrzeugzulassung, Elster-Steuer-Portal, Punkte-Abfrage in Flensburg, Kontoeröffnung bei Banken oder das Aktivieren von Prepaid-SIM-Karten. Auch die kommende elektronische Patientenakte wird auf den elektronischen Personalausweis aufsetzen. Für einen Schub in der Nutzung des "E-Perso" sorgte in den vergangenen Monaten auch die Auszahlung der Energiepauschale für Studentinnen und Studenten. Mit Hilfe des Personalausweises konnten sie online eine Einmalzahlung in Höhe von 200 Euro durch den Bund veranlassen.

Professor Helmut Krcmar von der Technischen Universität München sieht aber trotz der vorhandenen Anwendungen eine Bringschuld des Staates. Die Ausweisinhaber nutzten die Online-Ausweisfunktion kaum, weil es wenig nutzbare und für sie nützliche Dienste gebe. "Und Dienste selbst binden die Online-Ausweisfunktion nicht konsequent genug ein. Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen." So bleibe in vielen Fällen weiterhin der persönliche Gang zum Amt notwendig.

Die Grünen-Innenpolitikerin Misbah Khan erklärte, das mangelnde Vertrauen in den digitalen Personalausweis und die Unkenntnis über konkrete Funktionen ließen sich über fehlende Anwendungsmöglichkeiten und ein Kommunikationsdesaster erklären. "Daher gilt es immer wieder zu betonen: Wir haben mit dem Online-Ausweis eine sehr gute und sichere elektronische Identität." Dieses Potenzial endlich zu heben, liege in der Verantwortung von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), sagte die Abgeordnete.

(jes)